Die Produkte des deutschen Maschinenbaus spielen für die nachhaltige Erneuerung der deutschen Wirtschaft eine zentrale Rolle. Denn der Einsatz klimafreundlicherer Produktions-technologien ist einer der wesentlichsten Transformationshebel für die grüne Revolution. Die Branche selbst hat jedoch bei den Klimazielen noch einen weiten Weg vor sich, urteilt Maschinenbau-Analyst Stefan Maichl: „Die Reise hat gerade erst begonnen.“
Um überhaupt belastbare Klimaziele im Maschinenbau zu bekommen, sei es für die Unternehmen nötig, erst einmal den Status Quo zu erfassen und in Nachhaltigkeitsberichten zu kommunizieren. „Die von uns analysierten Maschinenbauer zeigen da noch ein uneinheitliches Bild“, stellt der Experte fest. Mit der Umsetzung der europäischen Nachhaltigkeitsrichtlinie CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) wird eine detaillierte Nachhaltigkeitsberichterstattung für immer mehr Unternehmen aber zur Pflicht.
Der interne und externe Handlungsdruck wird in der gesamten Wertschöpfungskette des Maschinenbaus in den kommenden Jahren spürbar steigen, sagt der Analyst voraus. Zulieferer würden dann nach ihren Emissionen priorisiert. Investitions-entscheidungen von selbst unter Druck stehenden Maschinen¬baukunden werden immer mehr von Nachhaltigkeitskriterien abhängig. Der Kapitalmarkt fordere zudem die Transformation ein und bestrafe nicht nachhaltige Geschäftsmodelle. Schließlich wirke sich ein nachhaltiges Unternehmensimage auch auf die Attraktivität als Arbeitgeber aus. „Die Nachhaltigkeit wird für den Maschinenbauer somit immer mehr zu einem wichtigen Erfolgsfaktor und damit zur Chefsache“, urteilt Stefan Maichl.
Energiekosten betragen oftmals 1 Prozent des Umsatzes
Dabei scheinen Treibhausgasemissionen auf den ersten Blick kein großes Problem für die Unternehmen zu sein. Der Maschinenbau ist in Deutschland mit mehr als 1 Million Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 220 Milliarden Euro zwar eine der größten Industriebranchen. In Bezug auf den direkten Energieverbrauch und den daraus entstehenden Treibhausgas-Emissionen ist der Sektor aber keine relevante Größe. Zumeist dominieren wenig energieintensive, strombasierte Montage-Prozesse den Fertigungsalltag. Fossiles Erdgas wird hauptsächlich zur Gebäudeheizung eingesetzt. „Zuletzt hatte der Energieverbrauch nur einen Anteil von rund 1 Prozent am Bruttoproduktionswert des Maschinenbaus“, sagt der Analyst.
Umso wichtiger ist es, mit modernen Maschinen die Umwelt-belastung beim Endanwender zu reduzieren, die sogenannten Scope-3-Downstream-Emissionen. Sie spielen in den Klima-bilanzen der Maschinenbauer die wichtigste Rolle. Weil Qualitätsprodukte „Made in Germany“ oft jahrzehntelang halten, wird dies nur sehr langsam der Fall sein. Aber für die Branche bietet die nachhaltige Wende eine Chance auf viel Neugeschäft. Der Maschinenbauverband VDMA bezifferte bereits vor einigen Jahren die Marktpotenzial für den Maschinenbau durch klimafreundliche Fertigungstechnologien mit 10 Billionen Euro in den kommenden dreißig Jahren.
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Tobias Schwerdtfeger