25.10.2024

ISO20022: Big Bang im Zahlungsverkehr?

Der Standard ISO20022 macht Überweisungen schneller und sicherer. Doch für die Unternehmen ist die Einführung aufwendig – und die Zeit läuft.

Blonde Frau mit grüner Brille arbeitet am Schreibtisch und hält Tablet in einer Hand
Blonde Frau mit grüner Brille arbeitet am Schreibtisch und hält Tablet in einer Hand

Digitalisierte Prozesse machen das Banking schneller und effizienter. Zumindest, wenn sich alle Beteiligten auf verbindliche Standards einigen. Daran hapert es bisher, und genau das ändert die ISO20022-Umstellung. Um die digitale Interaktion im Zahlungsverkehr weltweit zu erleichtern, müssen Banken und Unternehmen mit ihren Cash-Management-Services auf das XML-Format umsteigen. „Den damit verbundenen Aufwand unterschätzen viele Unternehmen“, sagt Christian Kehm, Sales Manager für Cash Management bei der LBBW. „Mit ,Plug & Play‘ ist diese Migration leider nicht zu bewältigen.“

Die Zeit läuft. Bis November 2026 bzw. November 2025 für elektronische Kontoinformationen (MT940/942) soll die Umstellung auf den ISO20022-konformen Zahlungsverkehr in Deutschland eigentlich erledigt sein. Die Europäische Kommission, Initiator und Treiber der Umstellung, sowie jüngst auch die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) hat den Unternehmen ein Jahr an zusätzlicher Übergangszeit zugestanden. „Diese Zeit werden die Unternehmen, die bislang noch nichts für die Migration vorbereitet haben, auch brauchen“, sagt LBBW-Zahlungsverkehrsexperte Armin Wittemer. „Scheitert die Umstellung, sind Unternehmen von einem Tag auf den anderen technisch nicht mehr zahlungsfähig.“ Zwar werden Banken und andere Zahlungsverkehrsakteure wie etwa SWIFT die vertrauten Altformate wahrscheinlich noch etwas länger anbieten. Darauf ausruhen oder verlassen sollten sich die Unternehmen allerdings nicht.

Unternehmen müssen Stammdaten anfassen

Das neue ISO20022-Format verspricht Unternehmen mehr Informationen bei jedem Zahlungsauftrag und eine bessere Detailtiefe bei der Nachverarbeitung von Zahlungseingängen. Damit diese Versprechen gehalten werden können, müssen Unternehmen sämtliche Stammdaten ihrer Kunden und Lieferanten checken und oftmals ergänzen, um sie damit ISO20022-kompatibel zu machen.

„Bislang passten die notwendigen Daten für den Zahlungsverkehr auf ein Post-it“, „künftig wird eine komplette DIN-A4-Seite gebraucht“, veranschaulicht LBBW-Experte Christian Kehm die Umstellung mit einem Vergleich. Wo welche Information stehen muss, ist genau vorgegeben. „Deshalb ist die ISO20022-Umstellung kein Thema, das Unternehmen einfach an die IT-Abteilung abgeben können“, sagt Kehm. Sämtliche mit Konten und Zahlungen befassten Fachabteilungen müssten eingebunden werden.

Was müssen Unternehmen tun für die ISO20022-Migration?

  • Software für die relevanten Systeme (Electronic Banking, Buchhaltung (ERP) etc.) aktualisieren.
  • Schnittstellen (etwa zwischen Bank und Unternehmen) nachjustieren oder neu einrichten.
  • Stammdaten – insbesondere Adressdaten – prüfen, aktualisieren und bei Bedarf durch weitere Informationen ergänzen.
  • Das Format der Zahlungsverkehrsdateien auf die künftig verpflichtenden XML-Formate anpassen.

Das Ziel der ISO20022-Migration sind effizientere und zugleich sichere Workflows. Neue Strukturelemente in Zahlungsaufträgen erhöhen die Qualität bei der Verifizierung von Empfängern. So werden Prüfungen, die Betrug vermeiden, beschleunigt. Derzeit werden verdächtige Zahlungen teilweise noch per Hand überprüft, was oft tagelang dauert. „Der Zahlungsempfänger wartet also auf eine Anzahlung oder auf Vorkasse – und da kommt nichts an. Also wird auch die Ware nicht geliefert“, erklärt LBBW-Experte Armin Wittemer. „Wenn das ein paar Mal passiert, gilt der Kunde als nicht solide und die Geschäftsbeziehung kann abgebrochen werden.“

Die Migration auf ISO20022 betrifft:

Kontoinformationen

  • Kontoauszüge
  • Umsatzaufstellungen
  • Sammeldateien

Zahlungsverkehr

  • SEPA-Überweisungen
  • SEPA-Lastschriften
  • Eilüberweisungen
  • Auslandszahlungen

Alles neu im Auslandszahlungsverkehr

Aufwendig wird die Migration auf ISO20022 für Unternehmen auch deshalb, weil sie ihre neuen Zahlungsprozesse mit allen ihren Banken abstimmen müssen – nicht alle Finanzinstitute sind mit der Migration an der Kunde-Bank-Schnittstelle schon durch. Das gilt insbesondere für die größte Änderung: Beim Auslandszahlungsverkehr wird das seit Jahrzehnten genutzte DTAZV-Format obsolet und durch ein XML-Format auf Basis des ISO20022 und der EBICS-Auftragsart AXZ abgelöst. „Wir können AXZ schon heute anwenden, daher die Fragen von Unternehmen zur Umstellung beantworten und auch anderen Input geben“, sagt LBBW-Experte Wittemer. „Wir wissen: Da haben die Unternehmen ein dickes Brett zu bohren.“

Viele Unternehmen werden bei der Migration auf Herausforderungen stoßen und fachkundige Unterstützung brauchen. Wahrscheinlich werden die „alte Welt“ und die „neue Welt“ in den ersten Monaten nebeneinander laufen. Sollte die Migration im ersten Anlauf scheitern, soll die „alte Welt“ als Auffangnetz weiterhin zur Verfügung stehen. „Wir schulen unsere Fachberaterinnen und -berater, um unsere Unternehmenskunden mit technischem Support etwa beim Parallelbetrieb und auch bei verschiedenen Test-Optionen zu unterstützen“, sagt LBBW-Experte Christian Kehm. Damit der Übergang in ein effizienteres Banking tatsächlich fristgerecht klappt.

Wollen Sie tiefer einstiegen in die ISO20022-Migration?

Wie Unternehmen mithilfe der LBBW die Zukunft des Zahlungsverkehrs gestalten, erfahren Sie in unserem Webcast zur „ISO20022-Migration“.

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Oder sprechen Sie unsere ISO20022-Fachleute direkt an:

Christian Kehm

Christian Kehm

Sales Manager Cash Management
Armin Wittemer

Armin Wittemer

Trade & Export Finance Solutions
Jessica Mertens, Trade & Export Finance Solutions

Jessica Mertens

Global Trade & Export Finance

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