22.07.2022

Ein Jahr „Fit for 55“: EU-​Institutionen rin­gen um De­tails des Kli­ma­pa­ket

Vor einem Jahr hat die EU-​Kommission ihr ehr­gei­zi­ges Kli­ma­pa­ket „Fit for 55“ vor­ge­stellt. Die Ver­hand­lun­gen ma­chen Fort­schrit­te, viele De­tails sind noch un­klar.

Kerzen auf einem Geburstagskuchen werden angezündet
Kerzen auf einem Geburstagskuchen werden angezündet

Mit dem Eu­ro­päi­schen Green Deal hat sich die EU das ver­bind­li­che Ziel ge­setzt, bis 2050 kli­ma­neu­tral zu wer­den. Ein Zwi­schen­schritt auf die­sem Weg ist die Ver­pflich­tung, bis 2030 die kli­ma­schäd­li­chen Emis­sio­nen um min­des­tens 55 Pro­zent zu re­du­zie­ren. Um die­ses Ziel zu er­rei­chen, hat die EU-​Kommission am 14. Juli 2021 ein Maß­nah­men­pa­ket mit dem Titel „Fit for 55“ vor­ge­legt. Die­ses be­steht so­wohl aus einer Reihe von Vor­schlä­gen zur Über­ar­bei­tung be­stehen­der EU-​Rechtsvorschriften als auch aus neuen po­li­ti­schen In­itia­ti­ven.

Bevor aus dem Paket Ge­set­ze wer­den, müs­sen sich die EU-​Länder und das EU-​Parlament auf eine Po­si­ti­on zu jedem ein­zel­nen Vor­ha­ben ei­ni­gen. An­schlie­ßend fol­gen Ver­hand­lun­gen zwi­schen dem EU-​Rat als Ver­tre­tung der Mit­glieds­staa­ten und dem Par­la­ment.

Eine wich­ti­ge Rolle in dem Pro­zess spie­len die Aus­wir­kun­gen des rus­si­schen An­griffs­kriegs gegen die Ukrai­ne, der seit dem 24. Fe­bru­ar 2022 an­dau­ert. Ge­ra­de die En­er­gie­wen­de hat durch den Kon­flikt der EU mit Gas­lie­fe­rant Russ­land an Be­deu­tung ge­won­nen. Gleich­wohl sind an­ge­sichts der hohen In­fla­ti­on zu­sätz­li­che fi­nan­zi­el­le Be­las­tun­gen für die Ver­brau­cher und Un­ter­neh­men schwer zu ver­mit­teln. Hier ein Über­blick über den ak­tu­el­len Stand in be­son­ders wich­ti­gen Be­rei­chen:

Ver­kehr: Zu den Vor­ha­ben der Kom­mis­si­on ge­hört auch das Aus für Neu­wa­gen mit Ver­bren­nungs­mo­to­ren. Be­son­ders in Deutsch­land war die Auf­re­gung groß, als das Par­la­ment dem Vor­schlag der Kom­mis­si­on weit­ge­hend folg­te, den Ver­kauf von Ver­bren­nern ab 2035 zu ver­bie­ten. Diese Po­si­ti­on be­für­wor­ten auch die EU-​Staaten. Hier­zu­lan­de setzt sich der­weil die FDP dafür ein, dass mit kli­ma­freund­li­chen E-​Fuels be­trie­be­ne Ver­bren­ner auch nach 2035 er­laubt blei­ben. Nach der Som­mer­pau­se dürf­ten die Ver­hand­lun­gen um die De­tails zwi­schen Par­la­ment und EU-​Ländern be­gin­nen.

En­er­gie: Der ur­sprüng­li­che Vor­schlag der Kom­mis­si­on sieht bis 2030 den Aus­bau der Er­neu­er­ba­ren auf einen An­teil von 40 Pro­zent am En­er­gie­mix vor. Zuvor lag das Ziel bei 32 Pro­zent. Gleich­zei­tig sol­len End­kun­den ge­gen­über 2020 neun Pro­zent we­ni­ger En­er­gie ver­brau­chen. Die Mit­glieds­staa­ten un­ter­stüt­zen das Vor­ha­ben. Wegen des Ukraine-​Kriegs er­höh­te die Kom­mis­si­on die Ziele nach­träg­lich auf 45 Pro­zent für Er­neu­er­ba­re und auf 13 Pro­zent mehr Energie-​Effizienz. Ob die Staa­ten das mit­tra­gen, ist offen. Das Par­la­ment hat sich in der Frage noch nicht po­si­tio­niert.

45 %

Wegen des Ukraine-Kriegs erhöhte die Kommission die Ziele nachträglich auf 45 Prozent für Erneuerbare Energien.

Emis­si­ons­han­del: Mit dem seit 2005 be­stehen­den Emis­si­ons­han­dels­sys­tem sorgt die EU für einen An­reiz zur Re­du­zie­rung kli­ma­schäd­li­cher Gase, indem be­trof­fe­ne Un­ter­neh­men für deren Aus­stoß be­zah­len müs­sen. Die Kom­mis­si­on möch­te nun die Zahl der Ver­schmut­zungs­rech­te schnel­ler ver­rin­gern und ab 2035 Fir­men keine kos­ten­lo­sen Zer­ti­fi­ka­te mehr zur Ver­fü­gung stel­len. Au­ßer­dem ist eine Aus­wei­tung des Sys­tems auf das Hei­zen von Ge­bäu­den und den Ver­kehr ge­plant. Das Par­la­ment fürch­tet hö­he­re En­er­gie­kos­ten für Ver­brau­cher und möch­te im Ge­gen­satz zu den Län­dern nur einer Ein­füh­rung für Ge­wer­be­im­mo­bi­li­en und Lo­gis­tik zu­stim­men. Um­strit­ten ist auch, wie lange Un­ter­neh­men noch kos­ten­lo­se Ver­schmut­zungs­rech­te er­hal­ten. Ein schnel­les Ende der be­reits lau­fen­den Ver­hand­lun­gen ist nicht zu er­war­ten. Viele wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum Emis­si­ons­han­del fin­den Sie in un­se­rem Themen-​Special.

Klima-​Sozialfonds: Der Vor­schlag der Kom­mis­si­on sieht vor, dass ein Klima-​Sozialfonds Preis­sprün­ge durch die En­er­gie­wen­de wie zum Bei­spiel hö­he­re Heiz­kos­ten aus­gleicht. Das Ziel ist, so­wohl Ver­brau­cher zu ent­las­ten als auch In­ves­ti­tio­nen, etwa in En­er­gie­ef­fi­zi­enz, zu fi­nan­zie­ren. Das Geld für den Fonds soll unter an­de­rem aus dem Emis­si­ons­han­del kom­men. Doch viele De­tails sind noch un­klar, auch das Vo­lu­men. Die Kom­mis­si­on schlägt 144,4 Mil­li­ar­den bis 2032 vor. Das Par­la­ment möch­te nur die Hälf­te der Summe zur Ver­fü­gung stel­len. Die Län­der, ins­be­son­de­re Deutsch­land, plä­die­ren sogar für einen noch klei­ne­ren Topf mit einem Vo­lu­men von 59 Mil­li­ar­den Euro.

In vie­len wei­te­ren Be­rei­chen steht eine Ei­ni­gung eben­falls noch aus. Des­halb ist es frag­lich, ob das Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren wie ge­plant bis Ende des Jah­res ab­ge­schlos­sen wer­den kann.

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