15.01.2025
Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschland 2024 & Prognosen
Erfahren Sie mehr über das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands und seine Rolle als Schlüsselindikator für die Wirtschaftsanalyse.
Wie entwickelt sich das BIP aktuell in Deutschland?
Die zentrale Behörde für die Erhebung und Veröffentlichung des BIP in Deutschland ist das Statistische Bundesamt (Destatis). Hier finden sich die aktuellen Entwicklungen rund um diesen zentralen Indikator einer Wirtschaftskraft.
2021 | 2022 | 2023 | 2024 | |
---|---|---|---|---|
Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Milliarden Euro | 3.676,5 | 3.953,9 | 4.185,6 | 4.306,4 |
Quelle: Destatis
BIP Deutschland 2024
15.01.2025: Nach Angaben von Destatis ist das deutsche BIP 2024 zum Vorjahr real um 0,2% geschrumpft. In einer ersten Schätzung wurde zudem das BIP für Q4 mit -0,1% Q/Q angegeben. Die staatliche Defizitquote lag demnach bei 2,6% des BIP. Vor allem die nachrangigen Gebietskörperschaften sowie die Sozialversicherungen haben deutlich höhere Defizite gemeldet, während der Bund ein sinkendes Defizit verzeichnet hatte.
Einschätzung zum BIP in Deutschland
Das sind die erwartet schlechten Zahlen. Die Investitionen sind regelrecht eingebrochen, was zeigt, wie sehr sich die Standortqualität verschlechtert hat. Der private Konsum konnte zwar zulegen, aber nicht in dem von uns vor einem Jahr erhofften Maße. In das neue Jahr starten wir mit Frühindikatoren auf Tiefständen, einem statistischen Unterhang von rund 0,1% und einem negativen Kalendereffekt von weiteren 0,1%. Von der Fiskalpolitik ist angesichts der Kassenlage erst einmal nichts zu erwarten. Zu alledem kommt, dass sich die Exportchancen mit dem Amtsantritt von Donald Trump weiter verschlechtern dürften. Es spricht derzeit sehr viel dafür, dass 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge sein wird. - Dr. Jens-Oliver Niklasch, LBBW Research
BIP Prognose 2025: Deutschland, Euroraum, USA, China und weltweit
Reale Veränderung 2025 gegenüber dem Vorjahr (in %)
Was ist das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP?
Das Bruttoinlandsprodukt oder BIP ist eine zentrale Kennzahl in einer Volkswirtschaft. Sie misst den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums – meist eines Jahres – in den Grenzen eines Landes angeboten und nachgefragt werden. Das BIP wird oft verwendet, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes zu beurteilen.
Wie berechnet sich das BIP?
Das BIP kann auf drei verschiedene Weisen berechnet werden:
Er betrachtet den Gesamtwert der produzierten Waren und Dienstleistungen abzüglich der Vorleistungen.
Die Formel lautet: Bruttoinlandsprodukt = Bruttowertschöpfung + Gütersteuern - Subventionen
Dieser Ansatz summiert die Ausgaben für alle Endprodukte und -dienstleistungen, die in einem Land gekauft wurden.
Die Formel lautet: Bruttoinlandsprodukt = Privater Konsum + Konsumausgaben des Staates + Bruttoinvestitionen + Exporte – Importe
Hierbei wird das Einkommen aller in der Produktion beteiligten Faktoren (Löhne, Mieten, Zinsen und Gewinne) summiert.
Die Formel lautet: Bruttoinlandsprodukt = Löhne und Gehälter + Unternehmensgewinne + Zinsen + Miete + indirekte Steuern - Subventionen
Das BIP kann sowohl in nominalen als auch in realen Werten angegeben werden. Nominales BIP misst den Wert der Produktion zu aktuellen Marktpreisen, während reales BIP inflationsbereinigt ist und somit die Preisänderungen über die Zeit berücksichtigt.
Welche Rolle spielt das BIP als Wirtschaftsindikator?
Das BIP liefert unterschiedliche Perspektiven auf den Zustand einer Wirtschaft. Deshalb spielt es eine wesentliche Rolle in der Wirtschaftsanalyse und -politik. Beispiele sind:
Wirtschaftswachstum: Oft wird das BIP verwendet, um das Wirtschaftswachstum eines Landes zu messen. Ein steigendes BIP deutet auf einen Zuwachs hin, während ein sinkendes BIP auf eine schrumpfende Wirtschaft hinweist.
Wohlstandsmessung: Das BIP pro Kopf, also das gesamte BIP geteilt durch die Zahl der Bevölkerung, wird oft als Indikator für den Wohlstand eines Landes verwendet. Es gibt an, wie viel wirtschaftlicher Wert pro Person in einer Volkswirtschaft geschaffen wird.
Ländervergleich: Das BIP ermöglicht den Vergleich der wirtschaftlichen Leistung und Größe verschiedener Länder. Dies ist besonders nützlich für internationale Analysen und Entscheidungen.
Wirtschaftspolitik: Regierungen und Zentralbanken nutzen das BIP, um wirtschaftspolitische Entscheidungen zu treffen. Ein hohes oder wachsendes BIP kann zu anderen politischen Maßnahmen führen als ein stagnierendes oder rückläufiges BIP.
Investitionen: Investoren verwenden das BIP, um die wirtschaftliche Gesundheit eines Landes zu analysieren, zu bewerten und Investitionsentscheidungen zu treffen.
Wie hoch fällt das BIP in Zukunft aus?
Für das BIP eines laufenden Jahres gibt es nur Prognosen. Sie werden von unterschiedlichen Institutionen herausgegeben.
- Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz veröffentlicht zum Beispiel so genannte Frühjahrs- und Herbstprojektionen für das BIP. Sie bilden die Grundlage für die Schätzungen des Steueraufkommens im Arbeitskreis „Steuerschätzungen“.
- Die Deutsche Bundesbank erstellt so genannte Monatsberichte, in denen sie die nationale konjunkturelle Lage inklusive des Bruttoinlandsprodukts bewertet.
- Auch zahlreiche Banken und Finanzinstitute geben BIP-Prognosen ab, darunter die LBBW. Federführend in der Einschätzung ist die Abteilung LBBW Research. Sie hat über viele Jahre unterschiedliche Auszeichnungen für ihre Vorhersagen von Finanz- und Wirtschaftsindikatoren erhalten.
- Die regelmäßige Errechnung des deutschen BIP nimmt das Statistische Bundesamt vor. Im Jahr 2023 ist das BIP in Deutschland zum Beispiel geschrumpft und lag bei -0,3 Prozent.
Wie hoch war das BIP pro Kopf Deutschland 2024?
- 2023: 49.525€
- 2024: 50.836€
Quelle: Destatis(Durchschnittliche Bevölkerung auf Basis des Zensus 2011 und der Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung.)
Das BIP pro Kopf bemisst sich, indem das gesamte Bruttoinlandsprodukt durch die Zahl der Einwohner geteilt wird. Ein Land kann also theoretisch bei der Gesamtsumme seines BIP einen der führenden Plätze einnehmen, nach der Summe pro Kopf aber weit hinten liegen. Traditionell steht Luxemburg an erster Stelle beim BIP pro Kopf.
Wie verlässlich sind BIP-Prognosen?
Wie allen Prognosen haften auch den BIP-Vorhersagen gewisse Unsicherheiten an. Folgende Faktoren können eine zielgenaue Prognose beeinträchtigen:
Datenqualität: Die Genauigkeit von Ausgangsdaten spielt für Prognosen eine entscheidende Rolle. Ungenaue oder unvollständige Daten liefern häufig fehlerhafte Prognosen.
Modellannahmen: Wirtschaftliche Modelle basieren auf Annahmen. Wenn diese die Realität nicht exakt genug widerspiegeln, können Prognosen ungenau sein.
Unvorhersehbare Ereignisse: Ereignisse wie Naturkatastrophen, politische Unruhen oder Pandemien sind schwer vorhersehbar und können die Wirtschaft erheblich beeinträchtigen.
Revisionszyklen: BIP-Daten werden oft nach ihrer ersten Veröffentlichung revidiert, was bedeutet, dass sich ursprüngliche Prognosen im Nachhinein ändern können.
Expertenmeinungen: Unterschiedliche Experten können aufgrund verschiedener Methoden und Annahmen zu abweichenden Ergebnissen kommen.
So aufschlussreich BIP-Prognosen auch sind, so stark hängen sie von externen Faktoren ab und können damit für Fehler anfällig sein.
Wo steht das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland im weltweiten Vergleich?
Einen guten Überblick über das BIP der unterschiedlichen Länder in Europa liefert die Europäische Statistikbehörde Eurostat. Unter der englischen Übersetzung „national income“ liefert sie zahlreiche Grafiken auch zur unterschiedlichen Zusammensetzung des BIP in einzelnen Ländern.
Internationale Institute, die das BIP verschiedener Länder vergleichen, sind
- die OECD,
- die Weltbank und
- der Internationale Währungsfonds IMF.
Die Länder mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt sind die USA und China. Dahinter, fast gleichauf mit Japan, folgt Deutschland.
Was ist der Unterschied zwischen Bruttoinlandsprodukt und Bruttosozialprodukt?
Beide Kennziffern messen unterschiedliche Aspekte der Leistungsfähigkeit eines Landes. Der wesentliche Unterschied liegt in der örtlichen Erhebung der produzierten Waren und Dienstleistungen. So misst das Bruttoinlandsprodukt ihren Gesamtwert innerhalb der geografischen Grenze eines Landes. Dagegen bezieht das Bruttosozialprodukt den produzierten Gesamtwert aller Güter und Dienstleistungen der Bürger eines Landes ein – unabhängig davon, wo sie sich befinden. Wenn ein deutscher Bürger also in einem anderen Land arbeitet und dort etwas produziert, fließt diese Wertschöpfung in das deutsche Bruttosozialprodukt ein, nicht aber in das BIP. Umgekehrt werden die Leistungen nicht-deutscher Staatsbürger in Deutschland in das BIP einbezogen.
Kurzum: Das BIP erfasst die wirtschaftliche Leistung innerhalb von Landesgrenzen. Das Bruttosozialprodukt erfasst die wirtschaftliche Leistung der Staatsbürger unabhängig von ihrem Aufenthaltsort.
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