19.12.2022

Go West!?

Deut­lich güns­ti­ge­re En­er­gie­kos­ten und Steu­er­erleich­te­run­gen – die USA sind als In­ves­ti­ti­ons­stand­ort für deut­sche Un­ter­neh­men wie­der at­trak­tiv.

Die Freiheitsstatue und Skyline von New York City
Die Freiheitsstatue und Skyline von New York City

Viele Gou­ver­neu­re der 50 US-​Bundesstaaten sind seit Mo­na­ten aktiv, um deut­sche Un­ter­neh­men in die USA zu lo­cken. Güns­ti­ge Prei­se für En­er­gie, Steu­er­be­güns­ti­gun­gen für die Wert­schöp­fung in den USA im Rah­men des In­fla­ti­on Re­duc­tion Acts und mil­li­ar­den­schwe­re In­fra­struk­tur­pro­gram­me der Re­gie­rung Biden sind die Grün­de, die Un­ter­neh­men aus „good old Ger­ma­ny“ an­zie­hen.

Di­ver­se Fir­men pla­nen be­reits den Auf­bau neuer Pro­duk­ti­ons­stät­ten oder deren Aus­bau. Dazu ge­hö­ren vor allem Be­trie­be, die viel En­er­gie ver­brau­chen, allen voran Her­stel­ler von Alu­mi­ni­um, Ze­ment oder Stahl. DAX-​Konzerne wie Bayer und BASF er­öff­nen in die­sen Wo­chen neue Zen­tren. Auch Aldi und Luft­han­sa bauen aus.

Maschinen-​ und An­la­gen­bau­er wol­len kräf­tig in­ves­tie­ren.

Unter dem Ein­druck des Ukraine-​Kriegs und der Un­si­cher­hei­ten be­züg­lich China gilt in vie­len Un­ter­neh­men wie­der die alte Regel: Go West! Eine ak­tu­el­le Um­fra­ge des Maschinen-​ und Anlagenbau-​Verbandes VDMA zeigt, dass be­reits heute rund ein Drit­tel der be­frag­ten Un­ter­neh­men in den USA fer­tigt. Drei Vier­tel von ihnen wol­len die Ge­schäfts­ak­ti­vi­tä­ten in die­sem und im kom­men­den Jahr aus­bau­en. 37 Pro­zent pla­nen eine Er­wei­te­rung ihrer Pro­duk­ti­on und 18 Pro­zent wol­len auch Kon­struk­ti­on und Ent­wick­lung in den USA aus­bau­en.

37 %

der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer wollen ihre Produktion in den USA ausbauen.

Laut der VDMA-​Umfrage pla­nen zwei Drit­tel der Un­ter­neh­men, hier­zu ihre Be­leg­schaf­ten vor Ort zu ver­grö­ßern. Ak­tu­ell be­schäf­ti­gen deut­sche Ma­schi­nen­bau­fir­men ge­schätzt mehr als 100.000 Men­schen in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Be­stä­tigt wird der Trend von einer ak­tu­el­len Stu­die des Wirt­schafts­ver­bands DIHK. Dem­nach wol­len 39 Pro­zent der Mit­glieds­un­ter­neh­men ver­stärkt in den USA in­ves­tie­ren, le­dig­lich 17 Pro­zent wol­len ihre In­ves­ti­tio­nen ver­rin­gern.

Deut­sche Un­ter­neh­men sind Top-​Investoren in den USA.

Deut­sche Un­ter­neh­men sind schon immer ein be­lieb­ter Gast in den USA. Deutsch­land ist der dritt­größ­te aus­län­di­sche In­ves­tor und Ar­beit­ge­ber. Von den ins­ge­samt knapp acht Mil­lio­nen Ar­beits­plät­zen, die aus­län­di­sche Un­ter­neh­men in den USA ge­schaf­fen haben, zählt mehr als jeder zehn­te (865.000) zu einem deut­schen Toch­ter­un­ter­neh­men. Be­ein­dru­ckend auch die Wert­schöp­fung, die deut­sche Un­ter­neh­men in den USA leis­ten. Im ver­ar­bei­ten­den Ge­wer­be leis­ten die deut­schen Toch­ter­un­ter­neh­men den zweit­größ­ten Bei­trag aller aus­län­di­schen Un­ter­neh­men in den USA – mit 13 Pro­zent hin­ter Groß­bri­tan­ni­en.

Tobias Nafe

Wir er­le­ben ak­tu­ell eine deut­lich ge­stie­ge­ne Nach­fra­ge aus Deutsch­land.

To­bi­as Nafe, Lei­ter des Cor­po­ra­te Desks USA der LBBW

LBBW Cor­po­ra­te Desk un­ter­stützt bei der lo­ka­len Fi­nan­zie­rung.

„Eine Menge Trans­ak­tio­nen und Ak­ti­vi­tä­ten“ be­ob­ach­tet auch To­bi­as Nafe, Chef des Cor­po­ra­te Desks der LBBW in New York. „Wir er­le­ben eine ak­tu­ell deut­lich ge­stie­ge­ne Nach­fra­ge aus Deutsch­land.“ Die Band­brei­te sei groß. Von Small und Mid Caps bis hin zu Mul­ti­na­tio­nals klop­fen Un­ter­neh­men an die Tür der Nie­der­las­sung in Man­hat­tan. Die LBBW ist in New York mit ihrem Ame­ri­cas Re­gi­on Hub mit einem rund 80-​köpfigen Team ver­tre­ten. Der Fokus liegt auf Real Es­ta­te Fi­nan­ce, Pro­ject Fi­nan­ce, Ca­pi­tal Mar­kets Busi­ness und dem klas­si­schen Corporate-​Finance-Geschäft. Un­ter­neh­mens­kun­den wer­den ins­be­son­de­re bei der lo­ka­len Fi­nan­zie­rung un­ter­stützt. Die Band­brei­te reicht von der Fi­nan­zie­rung des Working-​Capital-Bedarfs bis hin zu Greenfield-​Investments, z. B. für eine lo­ka­le Pro­duk­ti­on. Auch Ak­qui­si­tio­nen gro­ßer glo­ba­ler Un­ter­neh­men aus Deutsch­land in den USA kann das Team stem­men. „Wir sind seit Ende der 80er-​Jahre in den USA ver­tre­ten“, sagt Nafe, „und haben na­tür­lich über die vie­len Jahre hin­weg ein ve­ri­ta­bles Netz­werk auf­ge­baut.“

Und Er­fah­rung. „Ohne eine US-​Bank geht es nicht“, sagt Nafe. Wenn deut­sche Un­ter­neh­men in den USA Toch­ter­un­ter­neh­men grün­den wür­den, muss eine US-​Bank an der Seite ste­hen, wenn es um ganz ein­fa­che Ser­vices wie zum Bei­spiel die Ge­halts­zet­tel gehe. Nafe kon­sta­tiert eine neue Ba­lan­ce der Aus­lands­in­ves­ti­tio­nen. Galt das ver­gan­ge­ne Jahr­zehnt vor allem dem Gi­ga­markt China, wür­den CEOs und CFOs jetzt die neue geo­po­li­ti­sche Lage, aber auch die En­er­gie­prei­se und die Lie­fer­ket­ten­pro­ble­ma­tik ins Kal­kül ihrer In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen zie­hen. Und manch­mal helfe ein­fach der ba­na­le Grund, „dass wir hier flie­ßend Deutsch und Eng­lisch spre­chen“.

Wir sind als LBBW seit Ende der 80er-​Jahre in den USA ver­tre­ten und haben über die vie­len Jahre ein ve­ri­ta­bles Netz­werk auf­ge­baut.

To­bi­as Nafe, Lei­ter des Cor­po­ra­te Desks USA der LBBW

Dass der US-​amerikanische Markt für deut­sche Un­ter­neh­men at­trak­ti­ver werde, be­rich­ten auch die deutsch-​amerikanischen Han­dels­kam­mern. Dort meh­ren sich die An­kün­di­gun­gen für In­ves­ti­tio­nen, ins­be­son­de­re dort, wo Clus­ter­struk­tu­ren der Au­to­mo­bil­in­dus­trie vor­han­den sind. Jedes fünf­te Un­ter­neh­men der deut­schen Kfz-​Zulieferindustrie plant wegen der in Deutsch­land be­son­ders ge­stie­ge­nen En­er­gie­prei­se, die Pro­duk­ti­on im Aus­land auf­zu­bau­en. Vor allem in den USA. Laut dem ak­tu­el­len Out­look der Au­ßen­han­dels­kam­mern sehen 57 Pro­zent der Un­ter­neh­men in der Eu­ro­zo­ne in den hohen En­er­gie­prei­sen ein Ge­schäfts­ri­si­ko. In den USA kommt nur jedes fünf­te Un­ter­neh­men zu die­sem Schluss.

57 %

der Unternehmen in der Euro-Zone sehen in den hohen Energiepreisen ein Geschäftsrisiko.

Tobias Nafe

Tobias Nafe

Lei­ter Cor­po­ra­te and In­sti­tu­tio­nal Ban­king New York

Welt­weit

LBBW weltweit

Be­nach­rich­ti­gun­gen

Blei­ben Sie mit un­se­ren Be­nach­rich­ti­gun­gen auf dem neus­ten Stand.

Es ist ein Feh­ler auf­ge­tre­ten

Be­nach­rich­ti­gun­gen konn­ten nicht ak­ti­viert wer­den

Um Be­nach­rich­ti­gun­gen zu er­hal­ten, ist es er­for­der­lich, dass Sie Be­nach­rich­ti­gun­gen in Ihren Brow­ser­ein­stel­lun­gen ak­ti­vie­ren bzw. zu­las­sen. Even­tu­ell ste­hen Be­nach­rich­ti­gun­gen auf Ihrem End­ge­rät nicht zur Ver­fü­gung.

Wäh­len Sie die Ru­bri­ken für Ihre Be­nach­rich­ti­gun­gen aus. Sie kön­nen diese Ein­stel­lung je­der­zeit än­dern.

Es ist ein Feh­ler auf­ge­tre­ten