Am Dienstag ist es nun endlich soweit. Nach gefühlt endlosem Wahlkampf voller dramatischer Szenen wie Attentatsversuchen und Kandidatenrücktritt wird es nun ernst. Es ist nach wie vor offen, wer künftig im Weißen Haus residieren wird. Allerdings hat Donald Trump derzeit klar die Nase vorn und das Momentum auf seiner Seite. Abbildung 1 zeigt die Wahrscheinlichkeit eines Trump-Sieges, gemessen durch den LBBW-Trump-O-Meter, der Umfragen, Wettquoten und unsere eigenen Expertenmeinungen berücksichtigt. Der Trend spricht eine klare Sprache.
Abbildung 1: Der LBBW Trump-O-Meter
Wahrscheinlichkeit für Wahlsieg Trump (%)
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Trumps Liebe für Zölle
Ein zentrales Element in Trumps wirtschaftspolitischem Instrumentenkasten sind Zölle zur Eindämmung der Importe in die USA. Denn Trump betrachtet den Welthandel als Nullsummenspiel. Was der eine gewinnt, muss der andere verlieren. Natürlich weiß jeder, der eine Einführungsvorlesung in Volkswirtschaftslehre gehört hat, dass diese Betrachtungsweise verkehrt ist. Der Handel, auch grenzüberschreitend, gereicht allen Beteiligten zum Vorteil. Aber für Trump bedeutet das Handelsbilanzdefizit der USA, dass die Überschussländer die hart arbeitenden US-amerikanischen Familien ausbeuten. Und da sich das Handelsdefizit monatlich auf ungefähr $ 100 Milliarden beläuft, ist dies für Team Trump ein großes (gefühltes) Problem.
Deshalb hat Trump vielfach bei Wahlkampfreden angekündigt, alle Importe in die USA mit einem generellen Zoll zwischen zehn und 20 Prozent zu belegen. Importe aus China gar mit 60 %. In einem TV-Interview gab Trump kürzlich zum Besten, dass „Zölle“ nicht nur sein absolutes Lieblingswort sei (noch vor „Liebe“ oder irgendetwas anderem!), sondern, dass Zölle auch die Einkommenssteuern ersetzen könnten (was natürlich auch nicht möglich ist). Hier ist also nichts Ambivalentes: wenn Trump gewinnt, will er hohe Zollmauern errichten. Ein weltweiter Handelskrieg droht. Da der Kongress sein Recht zur Verhängung von Zöllen weitgehend an die Exekutive, also den Präsidenten delegiert hat, könnte Trump seine Ankündigungen – oder besser: Drohungen – rasch und reibungslos in die Tat umsetzen.
Ein Handelskonflikt bedeutet Rezession in Deutschland
Deutschland ist eine besonders offene und exportabhängige (früher sagten wir „exportstarke“) Volkswirtschaft. Fast die Hälfte der hierzulande produzierten Wertschöpfung wird über Landesgrenzen hinweg verkauft. Zum Vergleich: die Exportquote der Vereinigten Staaten liegt bei nur 12 % des Sozialprodukts. Deutschland hat also viel zu verlieren. Allein unsere Exporte in die USA machen 4 % unseres Sozialprodukts aus. Mit Ausfuhren in Höhe von € 158 Milliarden im Jahr 2023 waren die USA das mit Abstand wichtigste Zielland unserer Exporte (siehe Abbildung 2).
Die Top-5 Exportdestinationen Deutschlands
Mit einem monatlichen Exportüberschuss von $ 7 Milliarden dürfte Deutschland einem Präsidenten Trump besonders sauer aufstoßen. Nur China und Mexiko, das mit den USA in einer Freihandelszone ist, haben noch größere Überschüsse. Höhere Zollmauern bedeuten aber auch, dass deutsche Unternehmen noch stärker in den USA investieren werden, um bei der Bedienung des dortigen Marktes wettbewerbsfähig zu bleiben.
Alles in allem droht unter dem Szenario, dass Trump seine Zollankündigungen in die Tat umsetzt 2025 eine handfeste Rezession in Deutschland, Größenordnung bis zu minus 2 %. Wem die deutsche Wirtschaft am Herzen liegt, sollte deshalb Dienstagnacht fest Kamala Harris die Daumen drücken!
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