19.09.2024

Baden-Württemberg ist wirtschaftlich kein Musterland mehr

Pressemitteilung

  • Bildungsniveau, Innovationen und technischer Fortschritt entscheidend
  • Mangelhafte digitale Infrastruktur bremst Digitalisierung aus
  • „Am wichtigsten, Künstliche Intelligenz zu fördern“
  • LBBW Research rechnet für 2025 mit 1,0% Wirtschaftswachstum

Die baden-württembergische Wirtschaft blickt weiter pessimistisch in die Zukunft. Gegen einen schnellen Konjunkturaufschwung spricht nach Ansicht des LBBW Research neben der schwächelnden Weltwirtschaft auch die ausgeprägte Produktivitätsschwäche des früheren Musterländles.

Die Gründe dafür seien komplex, urteilen Guido Zimmermann und David Meeh in der aktuellen Ausgabe des BW Quarterly. „Letztlich bestimmen aber das Bildungsniveau der Bevölkerung, Innovationen und der technische Fortschritt das Produktivitätswachstum.“ Besonders besorgniserregend sei, dass ersteres bereits seit Jahren im Bundesvergleich überdurchschnittlich abnehme.

Gleichzeitig sinkt die Anzahl der Studierenden in den für die Industrie wichtigen MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Auch dies trage zum wachsenden Fachkräftemangel bei, der bis 2028 auf einen Höchststand von 436.000 fehlenden Fachkräfte in Baden-Württemberg steigen soll.

Noch ist das Ländle in der industriellen Forschung führend. Doch Mängel im Bereich der digitalen Infrastruktur behindern die so wichtige Digitalisierung der Industrie. Die hohe Steuerbelastung und bürokratische Hürden schwächen zusätzlich das Innovationspotenzial, das Guido Zimmermann wesentlich durch ein unternehmensunfreundliches Umfeld geprägt sieht: „Und im internationalen Vergleich sind Schwaben und Badener leider auch nicht mehr so fleißig wie früher: Während in den USA durchschnittlich pro Tag 6,3 Stunden gearbeitet wird, sind es in Baden-Württemberg lediglich 5,3 Stunden.“ Dies gilt inklusive in Teilzeit gearbeiteter Stunden.

„Baden-Württemberg hat seit dem Fall der Mauer vor 35 Jahren stark von der Globalisierung profitiert, muss sich nun aber für das Zeitalter der Digitalisierung neu aufstellen“, folgert David Meeh. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse der Fokus der Politik auf der Bildung liegen und darauf, digitale Fähigkeiten für das 21. Jahrhundert zu entwickeln. Wichtig sei weiterhin ein innovationsförderndes Umfeld für Unternehmen zu schaffen.

„In diesem Kontext erscheint es uns am wichtigsten, Künstliche Intelligenz zu fördern. Dafür muss im Land die notwendige digitale Infrastruktur entstehen. Baden-Württemberg ist wirtschaftlich kein Musterland mehr“, so Zimmermanns Fazit.

Im laufenden Jahr rechnen die Analysten des LBBW Research damit, dass die Südwest-Wirtschaft um 0,2 Prozent schrumpft, während sie in Gesamtdeutschland stabil bleiben soll. Für 2025 sagen sie Baden-Württemberg 1,0 Prozent (Deutschland: 0,7) Wirtschaftswachstum voraus. Damit könnte der Südwesten erstmals seit mehreren Jahren wieder stärker als der Bundesdurchschnitt wachsen, sollte es einen konjunkturell typischen zyklischen Aufholeffekt geben. Die Risiken, dass es 2025 schlechter als erwartet läuft, sind aber hoch.

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Rüdiger Schoß, Pressereferent der LBBW

Rüdiger Schoß

Pressereferent Research, Immobilien

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