12.05.2022

Nächs­ter Stopp: das Me­ta­ver­sum

Im Me­ta­ver­sum sol­len reale und vir­tu­el­le Wel­ten ver­schmel­zen. Doch wie be­zah­len wir dort? Und womit? Und woher haben wir das Geld?

Zwei junge Männer, von denen einer eine Virtual-Reality-Brille trägt
Zwei junge Männer, von denen einer eine Virtual-Reality-Brille trägt

Das In­ter­net war erst der An­fang. Die nächs­te Stufe ist das Me­ta­ver­sum: vir­tu­el­le Wel­ten, in denen sich reale Men­schen be­geg­nen. „Man kann sich mit Ges­ten be­we­gen“, pro­phe­zeit Amy Webb, CEO des Fu­ture Today In­sti­tu­te, „statt Tas­ta­tu­ren wer­den wir un­se­re Kör­per nut­zen.“ Das klingt aus­ge­spro­chen fu­tu­ris­tisch. Tat­säch­lich wird es noch Jahre dau­ern, bis die tech­no­lo­gi­schen Vor­aus­set­zun­gen für das Me­ta­ver­sum ge­schaf­fen sein wer­den. In die­ser Zeit wird aus­führ­lich dar­über phi­lo­so­phiert wer­den, wie sinn­voll oder er­stre­bens­wert sol­che par­al­le­len Rea­li­tä­ten sind. „Aber kom­men wird das Me­ta­ver­sum, des­halb soll­ten wir uns dar­auf ein­stel­len“, sagt Dr. Guido Zim­mer­mann, Se­ni­or Eco­no­mist der LBBW.

Ei­gent­lich ist es sogar schon da, das Me­ta­ver­sum. Beim Ga­ming so­wie­so, wenn wir in vir­tu­el­le Wel­ten ein­tau­chen. Auch beim hy­bri­den Ar­bei­ten ver­schmilzt – etwa bei Video-​Meetings – be­reits heute das reale mit dem vir­tu­el­len Leben. Was al­ler­dings noch aus­steht, ist der Sprung in die drit­te Di­men­si­on: aus 2D wird 3D.

Kon­trol­le über die ei­ge­nen Daten: vom Web2 zum Web3

Vor­an­ge­trie­ben wird das Me­ta­ver­sum der­zeit vor allem von IT-​Konzernen. Be­wusst hat Facebook-​CEO Mark Zu­cker­berg sein Un­ter­neh­men in „Meta“ um­be­nannt. Das In­ter­es­se der Tech­kon­zer­ne ist ver­ständ­lich: Sie wol­len Ein­fluss neh­men, denn das Me­ta­ver­sum be­droht ihr Ge­schäfts­mo­dell. Heute – im Web2 – geben Kon­zer­ne die Platt­for­men vor, auf denen User sich be­we­gen. Kon­trol­le über ihre Daten haben diese User nicht. Das soll sich än­dern, wenn mit dem Web3 die Zu­kunft des In­ter­nets an­bricht.

Im Web3 wird das In­ter­net de­zen­tral. Diese De­zen­tra­li­tät wird über die Blockchain-​Technologie er­reicht. So ent­steht kein alles um­span­nen­des Me­ta­ver­sum, son­dern es bil­den sich viele un­ter­schied­li­che Me­ta­ver­sen als so­zia­le Netz­wer­ke. In die­sem Web3 haben die User die Kon­trol­le über ihre Daten und di­gi­ta­len Güter, weil ihre Daten auf einer Block­chain si­cher ge­spei­chert wer­den.

Wie funk­tio­niert die Block­chain?

Bei der Block­chain wer­den Da­ten­blö­cke („blocks“) hin­ter­ein­an­der ab­ge­spei­chert und ver­ket­tet („chain“). Diese Daten lie­gen nicht zen­tral auf einem Ser­ver, son­dern als iden­ti­sche Ko­pien auf den ver­netz­ten Rech­nern aller Be­tei­lig­ten („dis­tri­bu­t­ed led­ger“). Jeder neue Da­ten­block wird mit dem vor­he­ri­gen ver­bun­den und kann nicht mehr ge­än­dert wer­den. Zu­gleich er­mög­licht sie das Tei­len von Daten, wobei der Ei­gen­tü­mer der Daten in der Block­chain für alle er­sicht­lich klar zer­ti­fi­ziert ist.

Krypto-​Token in der Block­chain

Den Zu­gang zu den de­zen­tra­len Me­ta­ver­sen er­lau­ben Krypto-​Tokens, mit deren Hilfe die User si­che­re di­gi­ta­le Iden­ti­tä­ten und Web3-​Profile er­stel­len. „Krypto-​Tokens bil­den das Rück­grat des Me­ta­ver­sums“, sagt LBBW-​Experte Zim­mer­mann. Jedes di­gi­ta­le Gut – ob Geld, Bil­der oder auch Iden­ti­tä­ten – kann durch einen der­ar­ti­gen Token re­prä­sen­tiert wer­den. Als di­gi­ta­les Ei­gen­tums­zer­ti­fi­kat spe­zi­fi­ziert ein Token, wem das di­gi­ta­le Gut ge­hört und unter wel­chen Um­stän­den es an an­de­re trans­fe­riert wer­den darf. Diese To­kens kön­nen weder ma­ni­pu­liert noch ge­löscht wer­den, weil sie ab­so­lut fäl­schungs­si­cher auf einer Block­chain ab­ge­legt wer­den. Jeder User dürf­te in Zu­kunft eine di­gi­ta­le Brief­ta­sche (Wal­let) haben, in der er seine di­gi­ta­len Güter bzw. To­kens ver­wal­tet.

Dr. Guido Zimmermann Senior-Analyst, Digitalisierungsthemen

Vir­tu­el­le Ge­schäf­te im Me­ta­ver­sum dürf­ten E-​Commerce und So­cial Media re­vo­lu­tio­nie­ren.

Dr. Guido Zim­mer­mann, Se­ni­or Eco­no­mist, LBBW

Weil auch Geld und Ak­ti­en künf­tig To­kens sein wer­den, macht sich die LBBW be­reits heute Ge­dan­ken über die Geld­kreis­läu­fe im Me­ta­ver­sum. Wie wird dort be­zahlt? Und womit? Brau­che ich ein vir­tu­el­les Konto mit vir­tu­el­lem Geld? Wel­chen Wert hat die­ses Geld in der rea­len Welt? Wie wech­selt Geld im Me­ta­ver­sum den Be­sit­zer, gibt es Wäh­rungs­ri­si­ken, braucht es Ban­ken?

Wie be­zah­le ich im Me­ta­ver­sum?

Die gute Nach­richt: Selbst Mi­kro­zah­lun­gen von we­ni­ger als einem Cent kön­nen im Me­ta­ver­sum in einem de­zen­tra­li­sier­ten Fi­nanz­sys­tem (DeFi) auf Blockchain-​Basis über Kryp­to­wäh­run­gen pro­blem­los ver­rech­net wer­den. Bei­spiels­wei­se kön­nen User für „Likes“ mit einer Mi­kro­zah­lung ent- und be­lohnt wer­den. „Vir­tu­el­le Ge­schäf­te im Me­ta­ver­sum dürf­ten E-​Commerce und So­cial Media re­vo­lu­tio­nie­ren“, sagt LBBW-​Experte Zim­mer­mann. Kryp­to­wäh­run­gen er­mög­li­chen eine di­rek­te und si­che­re Ab­rech­nung für Dienst­leis­tun­gen in so­zia­len Netz­wer­ken. „Kryp­to er­mög­licht es, die Ur­sün­de des In­ter­nets zu be­sei­ti­gen, sagt Zim­mer­mann, „näm­lich über keine si­che­re Mög­lich­keit des Wer­te­trans­fers und Be­zahl­funk­ti­on von Hand­lun­gen im In­ter­net zu ver­fü­gen.“

Das klingt ver­füh­re­risch – für die User, we­ni­ger für die IT-​Konzerne. Der Charme von de­zen­tra­len Web3-​Lösungen liegt auch darin, dass jeder User seine To­kens als Ab­bil­der sei­ner di­gi­ta­len Ak­ti­va be­lie­big zwi­schen den Me­ta­ver­sen trans­fe­rie­ren kann. Zim­mer­mann: „Genau das wol­len die Web2-​Anbieter mit Si­cher­heit nicht.“

Was braucht das Me­ta­ver­sum?

  • Hard­ware für User: Virtual-​Reality-Brillen, hap­ti­sche di­gi­ta­le Hand­schu­he, Mo­bil­te­le­fo­ne; für Un­ter­neh­men: in­dus­tri­el­le Ka­me­ras, Scanning-​Sensoren und In­stru­men­te zur Nach­ver­fol­gung von Da­ten­strö­men
  • Netz­wer­ke: Diens­te, die Nut­zern eine hohe Band­brei­te, de­zen­tra­len Da­ten­aus­tausch und Echt­zeit­ver­bin­dun­gen be­reit­stel­len
  • Re­chen­kraft: Diens­te, die re­chen­auf­wän­di­ge KI-​Dienste, Da­ten­syn­chro­ni­sa­ti­on, Über­set­zun­gen und die Er­fas­sung von Be­we­gung er­mög­li­chen
  • Vir­tu­el­le Platt­for­men: Diens­te, die drei­di­men­sio­na­le di­gi­ta­le Wel­ten schaf­fen und in denen Un­ter­neh­men di­gi­ta­le Öko­sys­te­me und (Content-​)Diens­te kre­ieren
  • Of­fe­ne Stan­dards stel­len die In­ter­ope­ra­bi­li­tät zwi­schen vir­tu­el­len Öko­sys­te­men und an­ge­bo­te­nen Diens­ten si­cher.
  • Zah­lungs­ver­kehrs­diens­te sind not­wen­dig, um die Öko­no­mien in die­sen vir­tu­el­len Wel­ten zu be­trei­ben. Di­gi­ta­le Wäh­run­gen auf Basis der Blockchain-​Technologie wer­den ent­spre­chen­de Zah­lungs­me­di­en.

Wann geht es los mit dem Me­ta­ver­sum?

Trei­ber des Me­ta­ver­sums sind vor allem Spiele-​Entwickler. „Ga­ming wird den Weg in das nächs­te In­ter­net be­rei­ten“, sagt LBBW-​Experte Dr. Guido Zim­mer­mann. Nach An­sicht chi­ne­si­scher Research-​Häuser wer­den noch in die­sem Jahr­zehnt eine Reihe von Virtual-​Reality-Plattformen und -​Spielen in so­zia­len Me­di­en ein­ge­führt wer­den. Das ist der lang er­war­te­te Sprung in die drit­te Di­men­si­on.

Aber das macht aus dem Web2 noch kein kom­plet­tes Web3. „Web2.5“ nennt Zim­mer­mann die Zwi­schen­form, die ge­ra­de ent­steht und bei den drei­di­men­sio­na­len Ele­men­ten und An­ge­bo­te das be­kann­te Web2 er­gän­zen. Auch die Kryp­to­wäh­run­gen, die ent­schei­dend sind für das Web3, exis­tie­ren ja schon heute. Was al­ler­dings noch fehlt – und wohl noch lange feh­len wird –, ist die In­fra­struk­tur für ein kom­plett drei­di­men­sio­na­les und dabei de­zen­tra­les Web3.

Wäh­rend die In­fra­struk­tur auf­ge­baut wird, geht es schritt­wei­se voran. Wohl um 2030 wird die zwei­te Stufe ge­zün­det, wenn Bil­dungs­an­ge­bo­te, Mee­tings und Ar­beit zu­neh­mend in der vir­tu­el­len Welt statt­fin­den. Das Wirt­schafts­sys­tem des Me­ta­ver­sums wird in die­ser Phase eta­bliert.

In der drit­ten Stufe wer­den die zuvor ge­trenn­ten vir­tu­el­len Platt­for­men stan­dar­di­siert und so zu einem um­fas­sen­de­ren Sys­tem von Me­ta­ver­sen ver­bun­den. Ob es tat­säch­lich so kom­men wird? LBBW-​Experte Zim­mer­mann warnt: „Dies alles unter der Vor­aus­set­zung, dass die aus dem Web2 be­kann­te Mo­no­po­li­sie­rung nicht eine Ver­net­zung der ver­schie­de­nen Sys­te­me ver­hin­dert.“

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