15.12.2022

Mehr Koh­le­strom: EU-​Emissionshandel ver­hin­dert Rück­schlag für den Kli­ma­schutz.

Deutsch­land er­zeugt mehr Strom aus Kohle. Dank dem CO₂-​Emissionshandel der EU wird der hö­he­re Aus­stoß der Koh­le­kraft­wer­ke an an­de­rer Stel­le kom­pen­siert.

Große Rauchwolken steigen aus einem Schornstein
Große Rauchwolken steigen aus einem Schornstein

Run­ter vom Gas: Das ist der­zeit ein zen­tra­les Ziel der deut­schen En­er­gie­po­li­tik. Auch die Strom­erzeu­ger sind ge­for­dert, we­ni­ger Erd­gas ein­zu­set­zen: Sie ver­brauch­ten 2021 im­mer­hin 12 Pro­zent des Erd­ga­ses. Um un­ab­hän­gig vom Gas zu wer­den, hat die Bun­des­re­gie­rung im Som­mer die Aus­bau­zie­le für Photovoltaik-​ und Wind­ener­gie­an­la­gen stark an­ge­ho­ben. Da sich das im Strom­mix al­ler­dings erst in ei­ni­gen Jah­ren nie­der­schla­gen wird, setzt die Ampel-​Koalition als So­fort­maß­nah­me auch auf die Kohle: Sie er­laubt den Kraft­werks­be­trei­bern, An­la­gen aus dem Re­ser­ve­be­trieb vor­über­ge­hend wie­der re­gu­lär für die Strom­erzeu­gung zu nut­zen. Das be­trifft Koh­le­kraft­wer­ke, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren vom Markt ge­nom­men, aber noch nicht ein­ge­mot­tet wur­den – als so­ge­nann­te Netz­re­ser­ve hel­fen sie, die Strom­net­ze zu sta­bi­li­sie­ren.

Da Koh­lem­ei­ler wegen der hohen Gas­prei­se weit güns­ti­ger Strom er­zeu­gen kön­nen als Gas­kraft­wer­ke, führt die Rück­kehr der An­la­gen aus der Netz­re­ser­ve in den Strom­markt quasi au­to­ma­tisch dazu, dass we­ni­ger Erd­gas ver­stromt wird. Dazu kommt noch ein wei­te­rer – eben­falls sehr will­kom­me­ner – Ef­fekt: Wegen der nied­ri­ge­ren Kos­ten der Koh­le­kraft­wer­ke sin­ken die Prei­se an der Strom­bör­se. Das wird sich auch in den Strom­rech­nun­gen der Ver­brau­cher nie­der­schla­gen.

Koh­le­strom mit weit hö­he­ren CO₂-​Emissionen

We­ni­ger Erd­gas, mehr Kohle – was für Ver­sor­gungs­si­cher­heit und Strom­prei­se ein Ge­winn ist, sieht al­ler­dings auf den ers­ten Blick nach einem her­ben Rück­schlag für den Kli­ma­schutz aus. Schließ­lich emit­tie­ren Koh­le­kraft­wer­ke weit mehr CO₂ als gas­be­feu­er­te An­la­gen. Je nach Tech­no­lo­gie und Be­triebs­kon­zept lie­gen die Emis­sio­nen pro er­zeug­te Ki­lo­watt­stun­de etwa um das 1,5- bis 2,5-​Fache höher.

2 %

höher als im Vorjahr sind die Emissionen aus der Energieerzeugung in Deutschland in den ersten neun Monaten des Jahres 2022

In­so­fern wer­den die CO₂-​Emissionen aus Kraft­wer­ken mit dem ver­stärk­ten Ein­satz von Kohle tat­säch­lich stei­gen. Das macht sich schon jetzt be­merk­bar. So sind die Emis­sio­nen aus der En­er­gie­er­zeu­gung in Deutsch­land in den ers­ten neun Mo­na­ten des Jah­res 2022 um 2 Pro­zent ge­gen­über dem Vor­jahr ge­stie­gen, ob­wohl der En­er­gie­ver­brauch im glei­chen Zeit­raum um fast 3 Pro­zent ge­sun­ken ist.

CO₂-​Emissionshandel der EU de­ckelt den Aus­stoß.

Aber: Für die Ge­samt­emis­sio­nen hat der ver­stärk­te Ein­satz von Koh­le­kraft­wer­ken keine Fol­gen. Denn wer Strom aus fos­si­len Brenn­stof­fen er­zeugt, ist ver­pflich­tet, am EU-​Emissionshandel (EU ETS) im Rah­men des Maß­nah­men­pa­kets Fit for 55 teil­zu­neh­men. Die Kraft­werks­be­trei­ber müs­sen also für jede Tonne Koh­len­di­oxid, die sie aus­sto­ßen, ein CO₂-​Zertifikat vor­wei­sen, das dann ent­wer­tet wird.

Emit­tie­ren die Kraft­werks­be­trei­ber nun mehr CO₂, weil sie mehr Koh­le­strom pro­du­zie­ren, be­nö­ti­gen sie auch mehr Zer­ti­fi­ka­te. Diese müs­sen sie an­de­ren Emit­ten­ten ab­kau­fen. Das sind meist In­dus­trie­be­trie­be, die eben­falls zur Teil­nah­me am EU ETS ver­pflich­tet sind. Wenn die Un­ter­neh­men in Kli­ma­schutz­maß­nah­men in­ves­tie­ren und so ihre Emis­sio­nen re­du­zie­ren, kön­nen sie die nun nicht mehr be­nö­tig­ten CO₂-​Zertifikate an die Strom­erzeu­ger ver­kau­fen.

Der Clou dabei: Die EU hat die Ge­samt­zahl der aus­ge­ge­be­nen Zer­ti­fi­ka­te ge­de­ckelt. Das be­deu­tet, dass Strom­erzeu­ger und In­dus­trie­be­trie­be zu­sam­men nicht mehr CO₂ aus­sto­ßen dür­fen, als die EU über das In­stru­ment des Emis­si­ons­han­dels vor­ge­ge­ben hat. Jeder zu­sätz­li­chen Tonne Koh­len­di­oxid aus einem Koh­le­kraft­werk steht also eine ein­ge­spar­te Tonne an­dern­orts, etwa in einem Stahl­werk, ge­gen­über – ein Null­sum­men­spiel.

Mehr über die Funk­ti­ons­wei­se des CO₂-​Emissionshandels der EU er­fah­ren Sie in un­se­rem ETS-​Themenspecial .

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