An dieser Stelle habe ich Sie im zu Ende gehenden Jahr bisher regelmäßig mit negativen ökonomischen Trends behelligt. Stagnation, Deglobalisierung, Klimawandel, Investitionsstau, Wohnungsnot, Trump und so weiter und so fort.
Aber nächste Woche ist Weihnachten, und da soll auch von diesen Zeilen eine etwas feierlichere Stimmung ausgehen. Deshalb warte ich dieses Mal mit einem dezidiert positiven Jahresrückblick auf. Das Glühweinglas ist heute mal halb voll. Denn es lief auch Vieles besser als gedacht, und das soll bei der Beurteilung der Gesamtlage keinesfalls unter den Tisch fallen. Aber wenn Sie wie die meisten ticken, wissen Sie das ohnehin: Die Einschätzung der persönlichen wirtschaftlichen Lage ist um Längen besser als die Bewertung der Gesamtwirtschaft (siehe Abb. 1).
Abb. 1: Die wirtschaftliche Lage ist...
Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Ja, Deutschland verharrt in der Wellblechökonomie mit mal einem Quartal minimalen Wachstums, dann wieder ein Quartal minimaler Expansion. Da gibt es kein Drumrumreden. Aber manche Dinge sind halt auch gut gelaufen. An erster Stelle ist der rascher als erwartet erreichte Rückgang der Inflation zu nennen. Vor zwölf Monaten hatte das LBBW Research eine durchschnittliche Teuerungsrate in Deutschland von 2,8 % erwartet. Jetzt sieht es eher nach 2,2 % aus. Die niedrigere Inflation trug auch dazu bei, dass die während der Hochphase schwer gebeutelten Reallöhne dieses Jahr wieder einen sanften Anstieg erfuhren. Die Hoffnung, dass sich der private Konsum stabilisiert, bleibt deshalb trotz des schwächelnden Arbeitsmarktes realistisch. Die Zähmung des „gierigen Biests Inflation“ (O-Ton Bundesbankpräsident Joachim Nagel) ermöglichte der EZB seit Jahresmitte eine Serie von Zinssenkungen, zuletzt vergangene Woche. Und die führten wiederum zu leicht niedrigeren Langfristzinsen, als wir vor einem Jahr erwartet hatten. Das wiederum half dem Wohnimmobilienmarkt, der 2024 erstmals seit der Zinswende wieder leicht steigende Preise aufweist. Besonders positiv verlief das Jahr trotz aller Unbill zudem für Aktionäre. Im Jahresausblick 2024 hatten wir prognostiziert, dass der DAX das Jahr bei 18.000 Punkten beenden würde. Sie kennen den aktuellen Stand! Auch schön: Der zuletzt immer weiter gestiegene Erfüllungsaufwand durch regulatorische Anforderungen konnte 2024 gestoppt werden. Das ist ein vielversprechender Anfang.
Energiemärkte
Die Energiepreise haben ebenfalls weiter nachgegeben. Der Großhandelspreis für Gas lag an jedem Tag des Jahres deutlich unter dem des Vorkriegsniveaus. Und die Strompreise fielen ebenfalls weiter er (siehe Abb. 2). Zugleich erreichte Deutschland einen neuen Rekord beim Ausbau der Windenergiekapazitäten. Wenn das keine Gründe zum Feiern sind!
Abb. 2: Großhandels- preise Strom (€/MWh)
Neustart
Kurz vor Jahresende erreichen uns noch drei gute Nachrichten: der Diktator in Damaskus ist gestürzt – das kann auch den fast eine Million in Deutschland lebenden Syrern neue Hoffnung geben. Und plötzlich geht es doch: Die EU unterzeichnet nach einem Vierteljahrhundert Verhandlungen das Mercosur-Abkommen. Und seit Sonntag ist die Bahnstrecke Frankfurt-Mannheim wieder befahrbar. Die Grundrenovierung geschah im Zeit- und Kostenrahmen. Die Bahn kann’s doch noch. Halleluja!
Und last but not least eröffnet die vorgezogene Bundestagswahl der Politik neue Perspektiven. Die Tage der harten Schuldenbremse scheinen gezählt, und es besteht wieder Hoffnung auf eine Reformoffensive. In diesem Sinne beschließe ich den letzten Klartext dieses Jahres und wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein frohes und noch besseres neues Jahr!
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