25.04.2025

100 Tage Trump: Die neue US-Politik verunsichert die Welt

Research Studie

Weisses Haus Washington DC Flagge
Weisses Haus Washington DC Flagge

In aller Kürze

  • Donald Trump hat seine ersten 100 Tage für eine Vielzahl von Maßnahmen genutzt
  • Vor allem die Zollpolitik und der Wankelmut der neuen US-Regierung versetzen die Weltwirtschaft in Aufruhr
  • Perspektivisch könnten die desolaten öffentlichen US-Finanzen gefährlich werden

Auf radikalem, erratischem Kurs

In den ersten 100 Tagen seiner zweiten Amtszeit hat Donald Trump diepolitische Landschaft der USA und der Welt verändert. Mit einer Reihe radikaler Maßnahmen hat er die Basis der regelbasierten Weltordnung ins Wanken gebracht. Trump will eine konservative Gesellschafts- und Werteordnung, wirtschaftlichen Nationalismus sowie eine in Teilen imperialistische Geopolitik etablieren. Innenpolitisch arbeitet er daran, den Staatsapparat radikal zu beschneiden und seine Macht zu erweitern. Entlassungen von Beamten, gelockerte Umweltgesetze und eine härtere Migrationspolitik spitzen die politische Polarisierung in den USA weiter zu. Der 47. US-Präsident der USA hat in kürzester Zeit eine Vielzahl an Dekreten mit weitreichenden Konsequenzen erlassen (siehe Abb. 2). Eine seiner ersten Verordnungen zielte darauf ab, die Grenzüberwachung zu verstärken und Abschiebungen zu beschleunigen. Zugleich nahm er viele Beschlüsse der Biden-Ära zurück. Die USA sind aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten und haben die internationale Entwicklungshilfe eingestellt. In der Außenpolitik setzt Trump seine „America First“-Strategie fort und zeigt wenig Interesse an internationaler Zusammenarbeit und Bündnissen wie der WTO oder der NATO.

Abb. 2:Verordnungen der US-Präsidenten pro Jahr

Quelle: Presidential Actions – The White House, LBBW Research Stand 26.3.2025

Seine protektionistische Wirtschaftspolitik ist von hohen Importzöllen geprägt und untergräbt bestehende Handelsabkommen. Sie soll Fertigung und Beschäftigung in die USA zurückbringen sowie das Außenhandelsdefizit verringern. Trumps Zollpolitik erscheint dabei häufig erratisch. Er führt Einfuhrabgaben ein und setzt sie häufig kurz darauf wieder aus (siehe Abb. 3). Zudem nutzt er Zölle, um andere Länder zu Zugeständnissen jenseits handelspolitischer Themenfelder zu zwingen. Das verschärft den Zollkonflikt weiter und verunsichert sowohl Freunde als auch Feinde. Die globale wirtschaftspolitische Unsicherheit hat den Hochpunkt der Corona-Krise erreicht und vermutlich mittlerweile deutlich überschritten (siehe Abb. 1), und der Goldpreis steigt angesichts der Suche nach sicheren Häfen auf immer neue Rekordstände.

Abb. 1: Global Economic Policy Uncertainty

in Indexpunkten

Global Economic Policy Uncertainty
Quelle: LSEG, LBBW Research, aktuellster Datenbank Januar 2025

Die wirtschaftlichen Folgen dieser Politik sind sowohl global als auch für die USA erheblich, denn Unsicherheit ist Gift für Investitionen. Die Stimmung von Unternehmen und Verbrauchern in den USA hat sich seit Trumps Amtsantritt deutlich verschlechtert. Die globalen Aktienmärkte erlebten eine scharfe Korrektur, wobei US-Aktien in den vergangenen 100 Tagen überdurchschnittlich an Wert verloren haben – auch vor dem Hintergrund, dass eine Rezession in den USA wahrscheinlicher geworden ist. Zudem kursiert die wachsende Sorge, dass der Status des US-Dollar als Weltreservewährung durch den Handelskrieg erodieren könnte. Seine deutliche Abwertung gegenüber vielen Währungen sehen wir als Ausdruck für eine globale „Verkauf Amerika“-Stimmung.

Europa steht bei alldem vor besonderen Herausforderungen. Trump kritisiert die EU scharf und hat hohe Zölle verhängt, die insbesondere Deutschlands Exportwirtschaft treffen. Er hat zudem klargemacht, dass Europa selbst für seine Sicherheit sorgen und bezahlen muss. Stattdessen sucht er das Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Hauptgegner der USA dürfte wirtschaftlich und geopolitisch China sein. Kein anderes Land hat Trump mit so hohen Einfuhrzöllen belegt.

Im März 2024 hat das LBBW Research eine ausführliche Studie zu den Auswirkungen einer möglichen zweiten Trump-Präsidentschaft veröffentlicht. Bereits damals haben wir vor einem „Trump entfesselt“-Szenario gewarnt. Die ersten 100 Tage von Trumps zweiter Amtszeit haben sich von der ersten Minute an als radikale Politik nach dem Drehbuch des „Project 2025“ der rechtskonservativen Heritage Foundation erwiesen, die tiefgreifende Auswirkungen hat. Das droht die Welt, wie wir sie kennen, grundlegend zu verändern. Die „wird nicht so schlimm“- oder „es wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird“-Apologeten werden eines Besseren belehrt. Trump scheint entschlossen, das System einzureißen, von dem die USA Jahrzehnte profitiert haben. Ob sein radikaler und häufig erratischer Kurs langfristig durchsetzbar ist, oder ob er letztlich den Ast absägt, auf dem die US-Wirtschaft sitzt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Spätestens bei den im kommenden Jahr anstehenden Zwischenwahlen wird die amerikanische Bevölkerung über die Trump-Politik abstimmen. Sollte er bis dahin keine durchschlagenden Erfolge präsentieren können, dürfte er die aktuellen republikanischen Mehrheiten im Senat und Repräsentantenhaus verlieren und zur „Lame Duck“ werden. An den Kapitalmärkten haben die Investoren Trump bereits die „gelbe Karte“ gezeigt.

Abb. 3: Das Hin und Her der Zollpolitik unter Trump

Das Hin und Her der Zollpolitik unter Trump
Quelle: whitehouse.gov/presidential-actions, LBBW Research

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Die Themen der Studie

100 Tage Trump: Die neue US-Politik verunsichert die Welt

  1. Einleitung
  2. Geopolitik
  3. Konjunktur
  4. Außenhandel
  5. Umwelt- und Energie
  6. Öffentliche Finanzen
  7. Inflation, Notenbanken und Zinsen
  8. Euro und US-Dollar
  9. Aktienmärkte
  10. Rohstoffmärkte, Erdöl und Gold
  11. Auswirkungen auf Branchen
  12. Prognosen des LBBW Research

Diese Publikation richtet sich ausschließlich an Empfänger in der EU, Schweiz und in Liechtenstein. Diese Publikation wird von der LBBW nicht an Personen in den USA vertrieben und die LBBW beab- sichtigt nicht, Personen in den USA anzusprechen. Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Sonnemannstraße 22, 60314 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn / Marie-Curie-Str. 24-28, 60439 Frankfurt. Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen kön- nen. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publika- tion ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlage- möglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren An- lageberater. Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Wir behalten uns des Weiteren vor, ohne weitere Vorankündigung Aktualisierungen die- ser Information nicht vorzunehmen oder völlig einzustellen. Die in dieser Ausarbeitung abgebildeten oder beschriebenen früheren Wertentwicklungen, Simulatio- nen oder Prognosen stellen keinen verlässlichen Indikator für die künftige Wertentwicklung dar. Die Entgegennahme von Research Dienstleistungen durch ein Wertpapierdienstleistungsunternehmen kann aufsichtsrechtlich als Zuwendung qualifiziert werden. In diesen Fällen geht die LBBW davon aus, dass die Zuwendung dazu bestimmt ist, die Qualität der jeweiligen Dienstleistung für den Kunden des Zuwendungsempfängers zu verbessern.

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