21.01.2025
ESG-Trends 2025
Research Studie
Im derzeitigen wirtschaftlichen und geopolitischen Umfeld steht Nachhaltigkeit oft hinten an. Das heißt jedoch nicht, dass das Thema zum Stillstand kommt. Denn viele Unternehmen, die Politik und auch die Aufsicht richten sich, ihr Produktportfolio oder auch ihre Anforderungen danach aus, dass die Welt nachhaltiger wird. Vor einem Jahr veröffentlichte das LBBW Research daher erstmals die ESG Trends für das Jahr 2024. Sie sollen Ihnen einen Überblick über sechs Themenfelder geben, in denen nach unserer Einschätzung in den kommenden Jahren die stärksten Veränderungen stattfinden werden. Das sind ESG-Risiken als Treiber der Transformation, Wertschöpfungsketten, Arbeitnehmer, nachhaltige Konzepte & Technologien, aber auch die Finanzierung der Transformation. Für die 2. Edition wurde das Kapitel über Wertschöpfungsketten heruntergebrochen auf die zunehmende Transparenz und die dafür notwendigen Daten.
Die Welt ist in Bewegung und sicher nicht immer nur pro Nachhaltigkeit. Es gibt Gegenbewegungen und das 1,5-Grad-Ziel scheint aussichtslos. Doch wir werden unweigerlich nachhaltiger. Noch nie wurde so viel Strom weltweit aus erneuerbaren Quellen gewonnen wie heute. Noch nie hat man sich so intensiv mit der Wiederverwertung von Ressourcen beschäftigt oder war Biodiversität ein Thema, mit dem sich Unternehmen in der Tiefe auseinandersetzen mussten. Das nächste Jahr wird voraussichtlich keine bahnbrechenden Veränderungen bringen, so viel sei vorweggenommen. Denn wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die leicht zu erreichenden Ziele erreicht wurden. Es wird nun mühsamer werden. Doch mit zunehmender Datenverfügbarkeit, mit einem weiter ansteigenden Preis für CO2-Emissionen, neuen Anforderungen der Aufsichtsbehörden und einem Wandel in der Arbeitswelt geht es Schritt für Schritt weiter.
CO2-Preis
ESG Risiken –Treiber der Transformation
Die Entwicklung des CO2-Preises zählt zu den transitorischen Risiken. Er ist nicht nur ein zentrales Instrument der Klimapolitik, sondern auch ein bedeutender Einflussfaktor, der den Lebensalltag von Haushalten nachhaltig verändern wird. Mit der schrittweisen Erhöhung des nationalen CO2-Preises und der zunehmenden Regulierung im europäischen Emissionshandel (EU-ETS) verändert sich die Kostenstruktur für Energie und Konsumgüter spürbar. 2026 wird im EU-ETS das Ende der kostenlosen Emissionszertifikate eingeleitet, weshalb mehr Unternehmen künftig Zertifikate erwerben müssen. Das könnte dazu führen, dass der Handelspreis bis 2035 auf 250 EUR/t CO2 klettert, verglichen mit durchschnittlich 60 EUR im Oktober 2024. Auch der nationale CO2-Preis für Benzin, Heizöl und Gas soll bis 2026 auf bis zu 65 EUR/t CO2 steigen. Dieses Jahr liegt er noch bei 45 EUR/t CO2. Ab 2027 soll für die CO2-Emissionen von Verkehr und Gebäudewärme ein europäisches Emissionshandelssystem eingeführt werden. Dieser Wandel stellt Verbraucher und Industrie vor erhebliche Herausforderungen, bietet aber auch Chancen für nachhaltige Anpassungen.
EU-ETS – CO2-Preisentwicklung und Prognose
Steigende Energiekosten
Der Anstieg des nationalen CO2-Preises erhöht zwangsläufig die Kosten für fossile Energieträger wie Öl, Gas und Kohle. Diesen Preisanstieg bekommen die Haushalte an der Zapfsäule und mit der Stromrechnung zu spüren.
Nationaler CO2-Preis für Benzin, Heizöl und Gas:
- 2023: 30 EUR/t CO2
- 2024: 45 EUR/t CO2
- 2025: 55 EUR/t CO2
- 2026: 55 bis 65 EUR/t CO2
Hinzu kommt noch die Marktdynamik des europäischen Emissionshandels (EU-ETS), in dem auch die gehandelten CO2-Emissionszertifikate stetig teurer werden. Seit 2019 sank die Anzahl der Emissionszertifikate um mehr als zwei Milliarden, was einen signifikanten Anstieg des CO2-Preises zur Folge hatte. Unternehmen reagieren auf diesen Preisanstieg, indem sie einerseits die zusätzlichen Kosten auf die Verbraucher umlegen und andererseits ihre Produktion emissionsärmer gestalten. Das alles erhöht den Druck auf die deutschen Haushalte. Laut dem Wärmemonitor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) lagen die durchschnittlichen Heizenergiepreise 2023 bei 11,81 Cent pro kWh. Das entspricht einem Anstieg von 31,4 % im Vergleich zum Vorjahr, fast so viel wie im ersten Jahr des Ukraine-kriegs, als die Preise um 33,3 % stiegen. Diese Entwicklung ist einerseits auf die Energiekrise, die aus dem Krieg in der Ukraine resultierte, zurückzuführen. Andererseits trägt aber auch der CO2-Preis dazu bei, dass das Heizen mit fossilen Brennstoffen deutlich teurer geworden ist. So verursacht eine herkömmliche Gasheizung bei einem jährlichen Verbrauch von 20.000 kWh durchschnittlich 4 t CO2, was bereits 2021 Mehrkosten von rund 120 EUR bedeutete. 2025 werden es voraussichtlich 263 EUR sein. Auch Haushalte, die mit Öl heizen, spüren einen Anstieg der Heizkosten durch den CO2-Preis.
Mehrkosten durch CO2-Preis bei Einfamilienhäusern
EUR je Heizungsart
Verbraucherverhalten im Wandel: Mobilität und Konsum
Angesichts der steigenden Energiekosten werden Unternehmen und Haushalte gezwungen sein, ihr Verbrauchsverhalten anzupassen. In vestitionen in energieeffiziente Geräte, bessere Wärmedämmung und die Nutzung erneuerbarer Energien werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Obwohl diese Maßnahmen anfängliche Kosten verursachen, bieten sie langfristig die Möglichkeit, die Ausgaben für Energie zu senken und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Auch im Bereich der Mobilität und bei den Preisen für Lebensmittel und Konsumgüter hinterlässt der CO2-Preis deutliche Spuren. Die Kosten für Benzin und Diesel steigen, was das Fahren mit einem Verbrenner teurer macht. Alternative Transportmethoden wie öffentliche Verkehrsmittel, Fahrgemeinschaften und Elektrofahrzeuge werden dadurch attraktiver. Die Elektromobilität erfährt unterdessen einen weltweiten Nachfrageanstieg und einen kontinuierlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur. Diesen Wandel spürt auch die deutsche Automobilindustrie, die sich dringend neu erfinden muss, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Gestiegene Energiekosten in Produktion und Transport verteuern zugleich Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs. So könnte langfristig die Nachfrage nach regionalen und saisonalen Produkten steigen, da sie weniger transportintensiv und entsprechend weniger vom CO2-Preis betroffen sind.
Langfristige Perspektiven: Nachhaltigkeit als Schlüssel
Trotz anfänglicher Herausforderungen und höherer Kosten bietet der CO2-Preis auch langfristige Vorteile. Haushalte, die frühzeitig in nachhaltige Lösungen investieren, profitieren langfristig von niedrigeren Energiekosten und einer stabileren Versorgung. Die Umstellung auf energieeffiziente Technologien und erneuerbare Energien reduziert Treibhausgasemissionen und ermöglicht überdies das Erreichen der Klimaziele. Auch aus sicherheitspolitischen Gründen ist eine größere Energieautarkie erstrebenswert.Das deutsche Wirtschaftsmodell, das auf billigem Gas aus Russland und dem Export von Verbrennermotoren fußt, ist überholt. Stattdessen besteht die Notwendigkeit zur Transformation hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, die mit grüner Energie betrieben wird. Schmerzlos wird dieser Übergang nicht sein. Der CO2-Preis, als Treiber der Transformation, erhöht die Heiz- und Betriebskosten der Haushalte und Unternehmen. Das stellt sie vor Herausforderungen und macht eine Änderung des Verbrauchsverhaltens notwendig. Gleichzeitig bietet sich jedoch die Chance, nachhaltigere und kosteneffizientere Lebensweisen zu entwickeln.
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