04.07.2024

Zollentscheidung der EU-Kommission zu chinesischen Autoimporten

Ersteinschätzung

  • Die EU-Kommission bestätigte heute die Verhängung von Ausgleichszöllen auf Elektroautos aus chinesischer Produktion. Die neuen Zölle treten ab morgen, Freitag, vorläufig in Kraft.
  • Die verhängten Zollsätze haben sich im Vergleich zur ersten Ankündigung Mitte Juni praktisch nicht verändert und bewegen sich zwischen 17,4% und 37,6%. Die Zölle werden zusätzlich zu einem bereits bisher bestehenden Einführzoll von 10% erhoben und summieren sich somit für einzelne Hersteller auf bis zu 48%.

Unsere Ersteinschätzung zur Zollentscheidung der EU-Kommission zu chinesischen Autoimporten

Die Verhängung der Zölle auf chinesische Elektroautos kommt nicht überraschend. Ein kurzfristiges Zurückrudern der EU-Kommission im Zollstreit mit China wäre einem Gesichtsverlust der Kommission gleichgekommen, zumal die Zollentscheidung nicht spontan getroffen, sondern auf ein über 6 Monate laufendes Untersuchungsverfahren zurückgeht. Europa befindet sich mit seiner Entscheidung auch nicht alleine. Neben den USA, die jüngst einen 100-prozentigen Zoll auf Elektrofahrzeuge aus China verhängten, wächst auch in zahlreichen Schwellenländern die Sorge vor der wachsenden Konkurrenz aus China. Kurz nach den USA verhängte u.a. die Türkei neue Einfuhrzölle iHv. 40% auf EVs aus chinesischer Herstellung. Gleichzeitig betonen die EU-Vertreter, dass die Gespräche mit China weiterlaufen und bis November die Möglichkeit besteht, eine Einigung im Zollstreit zu erzielen. Zu erwartende Gegenmaßnahmen seitens der Volksrepublik werden daher vorerst beschränkt und gezielt ausfallen. Auf chinesischer Seite werden beispielsweise Zölle auf europäische Agrarprodukte und die Flugzeugindustrie lanciert. Getroffen werden sollen damit insbesondere jene europäischen Staaten, die das Zollverfahren der EU-Kommission aktiv unterstützen (u.a. Frankreich). Für Deutschland hat Bundeskanzler Olaf Scholz im Vorfeld klargemacht, dass man auf eine Einigung setzt. Chinesische Autohersteller wie BYD oder Xpeng haben in den letzten Monaten bereits angekündigt, den Aufbau eigener Produktionsstätten in Europa in Betracht ziehen zu wollen. Dies würde nicht nur eine Vermeidung der Zölle erlauben, sondern die Steigerung des europäischen Wertschöpfungsanteils in der EV-Industrie könnte im Konflikt mit Peking auch Teil eines möglichen Kompromisses sein. Ein solcher dürfte – wenn überhaupt – aber frühestens gegen Ablauf der Frist im November zu erwarten sein.