Immobilien: renovieren für mehr Nachhaltigkeit
Fit for 55: Klimaneutrales Bauen wird Pflicht – zugleich stehen Millionen von Sanierungen an.
In den Mitgliedsländern der EU gibt es zahlreiche Förderprogramme für die Sanierung von Gebäudebestand und für energieeffiziente Neubauten. Die für das Bauen verantwortlichen Personen und Organisationen wissen, dass sie diese Zuschüsse u. a. für energetische Maßnahmen erhalten und dadurch viel Geld sparen können. Grund für die Förderung ist, dass der Gebäudesektor als einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen gilt. Auf Immobilien entfällt außerdem bis zu einem Drittel des gesamten Energieverbrauchs. Deshalb gelten Renovierungen und das klimaneutrale Bauen auch als wichtiger Hebel im Rahmen des EU-Umweltpakets „Fit for 55“. Im Fokus stehen Häuser, die besonders viel Energie verbrauchen.
Klimaschutz fängt zu Hause an
EU-weit geht es um rund 35 Millionen Wohngebäude beziehungsweise 15 Prozent des Gebäudebestandes. Sie sollen bis 2030 auf einen höheren Energieeffizienzstandard gebracht werden. Für Neubauten gilt, dass sie ab 2030 klimaneutral sein sollen. Deutsche Häuslebauer müssen zusätzlich noch die Regulierungen der Ampelkoalition berücksichtigen. Sie hatte die neuen, verschärften Vorgaben erhoben, da das bisherige Klimaziel, zwei Millionen Tonnen CO₂ einzusparen, vom Immobiliensektor verfehlt worden war. Vom Bundesumweltamt heißt es, Immobilien verursachten etwa ein Drittel der gesamten CO₂-Emissionen in Deutschland. Bis 2045 sollen alle Wohngebäude klimaneutral sein, so die Zielvorgabe aus Berlin.
Die Klimaziele haben laut Alexandra Schadow, Leiterin Cross Asset Research bei der LBBW, auch Auswirkungen auf die Immobilienpreise: „Die auf EU-Ebene gesteckten Klimaschutzziele führen dazu, dass energetische Eigenschaften eines Hauses wie die Wärmedämmung oder die Heizung den Preis eines Hauses immer stärker bestimmen. Sie sind ein Grund dafür, dass es bei der Preisbestimmung von Immobilien zunehmend auf das konkrete Objekt ankommt.“
Uneinigkeit innerhalb der EU
Weil jedes Land innerhalb der EU eigene Energieeffizienzklassen bildet, ist für Bauherren nicht klar, ob eine heute begonnene Sanierung auch noch zum Stichtag die Anforderungen des EU-Klimapakets erfüllen wird. Allgemeine, EU-weit geltende Sanierungspflichten hätten allerdings den Nachteil, dass individuelle Einzelfälle wie etwa der Denkmalschutz bei Altbauten oder bereits vorhandene Dämmungen und Heizungen sowie weitere energetische Maßnahmen nicht mehr berücksichtigt werden könnten. Eine bürokratische Sisyphosarbeit.
Die auf EU-Ebene gesteckten Klimaschutzziele führen dazu, dass energetische Eigenschaften den Preis eines Hauses immer stärker bestimmen
Gebäudesanierung und klimaneutrales Bauen als Jobmotor?
Keinen Hehl macht man in Brüssel daraus, dass man sich durch die Strategie zur Förderung von Renovierungen und Sanierungen neben den ökologischen Vorteilen auch einen Effekt auf den Arbeitsmarkt erhofft. So sollen die finanziellen Mittel der wirtschaftlichen Erholung von den Auswirkungen der Coronapandemie zugutekommen. Dafür ist im Mehrjährigen Finanzrahmen 2021–2027 durch die EU festgelegt, mindestens 30 Prozent für Klimaschutzmaßnahmen auszugeben.