Besonders schützenswert: natürliche CO₂-Senken

Wälder, Moore und Grasländer sind natürliche Speicher von Treibhausgasen. Sie zu schützen ist ein Kernelement der Fit for 55-Initiative.

Blick von oben auf Waldlandschaft
Blick von oben auf Waldlandschaft

Zur Strategie der EU gehört neben der Senkung des CO₂-Ausstoßes eine weitere Komponente: die Entfernung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre. Unsere Ökosysteme sind natürliche CO₂-Speicher. Wälder, Moore und Grasländer gelten als sogenannte Kohlenstoffsenken, die das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid aufnehmen und speichern. Diese Fähigkeit möchte die EU nutzen, um die Klimabilanz zu entlasten. Umgekehrt wird durch Klimaerwärmung, Rodung und Landnutzung das gespeicherte CO₂ allerdings auch wieder freigesetzt und gelangt erneut in die Atmosphäre – ein verheerender Kreislauf.

Wälder

Die tropischen Regenwälder zählten bisher zu den größten CO₂-Senken, da sie mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen können als beispielsweise Nadelwälder. Der Effekt scheint aber aufgrund der Klimaveränderungen bereits abgeschwächt zu sein.

Moore

Moore könnten durch Torfabbau und Trockenlegung zur Landgewinnung ihre Rolle als Kohlenstoffsenke verlieren. Wie auch Wälder und Grasland sind sie durch Brände bedroht, durch die ebenfalls wieder CO₂ freigesetzt würden.

Grasländer

Unter Grasländern versteht man neben Steppen und Savannen auch Wiesen und Weiden. Letztere gelten als deutlich stärkere CO₂-Speicher als beispielsweise Ackerland.

Permafrostböden

Klimaforschende gehen davon aus, dass bis zu 1.600 Gigatonnen Kohlenstoff allein in Permafrostböden gespeichert sind. Das entspricht etwa der doppelten Menge, die insgesamt in der Erdatmosphäre vorhanden ist. Durch den Klimawandel tauen zunehmend Permafrostgebiete auf.

CO₂-Speicher schützen und regenerieren lassen

Die EU sieht vor, bis 2030 insgesamt 310 Millionen Tonnen Kohlendioxid durch natürliche CO₂-Senken aus Landnutzung und Forstwirtschaft abzubauen. Auch die Aufforstung von drei Milliarden Bäumen in ganz Europa bis 2030 soll wesentlich zum Schutz der Ökosysteme beitragen. Dies hat die EU als neues Gesamtziel im Rahmen der Fit for 55-Initiative definiert. Ziel des European Green Deal ist neben einer Regulierung der Landnutzung die Land- und Meeresökosysteme dabei zu unterstützen, sich zu regenerieren.

Gemeinsam mit der Fit for 55-Initiative wurde eine neue EU-Waldstrategie vorgelegt. Eine neue Bodenstrategie ist in Planung. Beide sehen vor, dass eine klimaeffiziente Landwirtschaft im Einklang mit der biologischen Vielfalt steht. Die sozialen und wirtschaftlichen Funktionen der Forstwirtschaft und der ihr nahestehenden Bereiche stehen dabei im Fokus.

In die gleiche Richtung geht auch eine neue EU-Gesetzesinitiative für entwaldungsfreie Lieferketten, über die derzeit EU-Parlament und Mitgliedsstaaten verhandeln. Wenn die Verordnung wie geplant beschlossen wird, wäre dies mit neuen Sorgfaltspflichten für europäische Unternehmen verbunden. Sie müssten nachweisen, dass kein Bestandteil ihrer Produkte auf Flächen hergestellt wurde, die der Entwaldung oder Waldschädigung zum Opfer gefallen sind.

Wir haben bisher immer gesagt, wir können den eisfreien Zustand der Arktis noch verhindern. Jetzt haben wir zum ersten Mal den Fall, dass es dafür voraussichtlich zu spät ist und wir nur noch die Häufigkeit von eisfreien Sommern begrenzen können. Für mich ist das ein Zeichen, wie weit der Klimawandel fortgeschritten ist.

Prof. Dr. Dirk Notz, Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit, Universität Hamburg

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