Jahresausblick 2024 - Den Standort Deutschland neu erfinden
Heraus aus der Komfortzone und endlich Reformen angehen: Im Jahresausblick 2024 bündelt LBBW Research, was uns bevorsteht – und wie wir damit umgehen können.
Zugegeben, die Lage ist nicht günstig. Aber die Stimmung ist noch schlechter. Und das ist gut so. Denn vermutlich bedarf es eines verhärteten Pessimismus, um Deutschland aus seiner Komfortzone zu locken und überfällige Reformen endlich anzugehen. Im Jahresausblick 2024 analysiert das LBBW-Research-Team in zwölf Kapiteln die strukturellen Hemmschuhe für Deutschlands Wirtschaft. Zugleich werden Maßnahmen präsentiert, durch die wir verloren gegangene Dynamik zurückgewinnen können.
Dr. Moritz Kraemer, Chefvolkswirt der LBBW
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Den Jahresausblick 2024 mit unseren 12 Thesen zu "Den Standort Deutschland neu erfinden" können Sie auch kompakt in einer Publikation als PDF herunterladen.
Wir wünschen Ihnen eine gewinnbringende und trotz allem auch kurzweilige Lektüre. Und ein erfolgreiches Jahr 2024 sowieso.
23.8 MB | 2023
Kapitalmarktausblick 2024 - Prognoseänderung vom 15.12.2023
PDF-DownloadZu den Thesen
01 | Investitionen als Zündfunke
Lange Zeit profitierte Deutschland von einer starken Industrie und seinem exportorientierten Geschäftsmodell. Doch dieses Erfolgsmodell gerät durch Kriege, Krisen und protektionistische Tendenzen zunehmend in Bedrängnis. Das Land der Dichter und Denker muss sich neu erfinden. Um den notwendigen Innovationsprozess anzustoßen, braucht es vor allem eines: ein verbessertes Investitionsklima.
Mehr erfahren02 | Die Schuldenbremse lockern
Auf 66 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden sich die Schulden des deutschen Staates im Jahr 2023 belaufen. Im Vergleich zu den meisten anderen Industriestaaten steht Deutschland damit hervorragend da. Umgekehrt verhält es sich beim Wirtschaftswachstum. Angesichts des notwendigen Investitionsbedarfs und der zunehmenden Mehrbelastungen für die öffentliche Hand wäre ein striktes Festhalten an der Schuldenbremse das falsche Signal.
Mehr erfahren03 | Banken unterstützen
Voraussetzung für eine gesunde Wirtschaft ist ein gesunder Bankensektor. Hier kann Deutschland mit seinem Drei-Säulen-Modell punkten. In Sachen Rentabilität besteht bei den Instituten indes noch Upside-Potenzial. Um dieses zu heben, wäre eine Vereinfachung von regulatorischen Anforderungen hilfreich. Ein Blick über den Atlantik zeigt: Mehr Wettbewerb und weniger staatliche Lenkung führt in der Regel zu stärkerem Wachstum.
04 | Mit der Energiewende wachsen
Im Jahr 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Die Route dahin ist abgesteckt, doch das Tempo lässt zu wünschen übrig. Für eine Beschleunigung braucht es nicht nur Investitionen in Milliardenhöhe zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Vor allem die Genehmigungsprozesse müssen verschlankt werden. Der Lohn einer erfolgreichen Energiewende ist ein erhebliches Einsparvolumen, das der Gesamtwirtschaft an anderer Stelle zugutekommt.
05 | Wohnungsneubau fördern
Begünstigt von niedrigen Zinsen erlebte die deutsche Bauwirtschaft lange Zeit ein dynamisches Wachstum. Inzwischen hat der Wind gedreht. Steigende Zinsen und Baupreise führten zu einem massiven Rückgang der Baugenehmigungen und einer Zunahme von Stornierungen geplanter Projekte. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Wohnraum weiter. Wohnen wird so immer mehr zur sozialen Frage.
Mehr erfahren06 | Arbeitsmarkt flexibilisieren
In Deutschland herrscht Fachkräftemangel allerorten. Das Problem droht sich in Zukunft aufgrund des demografischen Faktors zu verschärfen. Ein möglicher Lösungsansatz: starre Strukturen aufbrechen, Arbeitszeiten flexibilisieren und neue Jobmodelle schaffen. Solche Anreize wirken nicht nur attraktiv auf künftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie motivieren zugleich erfahrene Kräfte, den Renteneintritt ein wenig hinauszuschieben.
Mehr erfahren07 | Industriepolitik neu aufstellen!
Unternehmen stehen heute mehr denn je im globalen Wettbewerb. Allerdings können unterschiedliche Bedingungen den Konkurrenzkampf verzerren. Hier ist die Politik gefordert, einen regulatorischen Rahmen zu setzen. Dieser sollte strategische Zukunftsindustrien technologieoffen fördern, sie vor unlauterem Wettbewerb schützen und Freihandelsabkommen für einen fairen Austausch von Waren und Dienstleistungen ermöglichen.
08 | Industriestandort reaktivieren
Eine starke Industrie, deren Produkte im Ausland gefragt sind, kann einem Land Wohlstand bringen. Sie birgt aber auch Risiken, insbesondere wenn sich wichtige Exportmärkte weniger dynamisch entwickeln. Durch verbesserte Rahmenbedingungen lässt sich ein längerer Abwärtstrend der Industrie vermeiden. Der Erfolg des Inflation Reduction Act der US-Regierung ist ein gutes Beispiel dafür.
09 | Breitband lückenlos ausbauen
Prozesse beschleunigen und Abläufe vereinfachen. Die Digitalisierung macht es möglich. Vorausgesetzt, Unternehmen und Behörden verfügen über Zugang zu flächendeckenden, zukunfts- und hochleistungsfähigen digitalen Netzen. Gemessen an den Digitalisierungsfortschritten befindet sich Deutschland aktuell nur im Mittelfeld der EU, Tendenz sinkend. Doch es gibt Grund zum Optimismus.
10 | Innovation den Rücken stärken
Automobil, Fernseher, Computer – über Jahrhunderte hat Deutschland immer wieder Erfindungen hervorgebracht, die die Welt veränderten. Die deutsche Innovationskraft ist ungebrochen, wie die Entwicklung des mRNA-basierten Corona-Impfstoffs durch BioNTech zeigt. Doch allzu oft werden Innovationen hierzulande von der Bürokratie ausgebremst. Der Abbau dieser Hürden würde die Bedingungen für innovative Start-ups signifikant verbessern.
11 | Grüne Technologien in Maßen regulieren
Gesundheit und Wohlstand für Europas Bevölkerung garantieren und den Planeten retten. Keine geringeren Ziele verfolgt die EU-Kommission mit ihrem 2019 ins Leben gerufenen EU Green Deal. Ohne einen rechtlichen Rahmen wird die Umsetzung dieses Projektes nicht funktionieren. Nimmt die Regulierung überhand, droht sie den EU Green Deal im Keim zu ersticken. Es gilt daher, das richtige Maß bei der Regulierung grüner Technologien zu finden.
Mehr erfahren12 | Entbürokratisierung jetzt!
65 Milliarden Euro: Auf diese Höhe belaufen sich die Kosten durch Bürokratie für Unternehmen in Deutschland mittlerweile – pro Jahr. Geld, das in die Forschung und Entwicklung fließen und so effektiver genutzt werden könnte. Doch wer es mit dem Abbau von Bürokratie ernst meint, darf an anderer Stelle nicht neue Prozessschleifen entstehen lassen. Die Digitalisierung kann einen entscheidenden Beitrag zur Entbürokratisierung leisten.
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 27.11.2023