20.12.2018

Nachhaltigkeitsberichte: Interview mit EDEKA Südwest

Michaela Meyer, Geschäftsbereichsleitung Nachhaltigkeit bei EDEKA Südwest, über die Nachhaltigkeitsstrategie des genossenschaftlichen Unternehmens.

Michaela Meyer, Geschäftsbereichsleitung Nachhaltigkeit bei EDEKA Südwest
Michaela Meyer, Geschäftsbereichsleitung Nachhaltigkeit bei EDEKA Südwest

EDEKA Südwest hat einen ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Was gab dafür den Ausschlag?

Michaela Meyer: Der Nachhaltigkeitsbericht, den wir in diesem Jahr veröffentlicht haben, ist der erste Bericht nach den G4-Richtlinien der Global Reporting Initiative GRI. Seit 2012 beschäftigen wir uns intensiv mit den Aspekten, die Nachhaltigkeit ausmachen, und entwickeln Maßnahmen und Initiativen, um hier Vorreiter zu sein. In diesem Bericht wollen wir vorstellen, wie wir uns in dieser Zeit entwickelt und was wir in den nächsten Jahren geplant haben.

Sie orientieren sich dabei am international anerkannten Leitfaden der Global Reporting Initiative (GRI). Der ist recht umfangreich, warum haben Sie sich trotzdem dafür entschieden?

Michaela Meyer: Zum einen, um vergleichbar zu sein und um Verständnis bei unseren Kunden zu schaffen, zum anderen aber auch, um selbst vergleichen zu können. Außerdem ist diese Norm eine gute Hilfestellung für die Kommunikation in diesem umfangreichen Thema.

Das Thema Nachhaltigkeit ist auch mit Kosten verbunden. Warum haben Sie den auf den ersten Blick hohen Aufwand trotzdem auf sich genommen?

Michaela Meyer: Nachhaltigkeit verändert die Wirtschaft. Dabei zählt vor allem eins: Glaubwürdigkeit. Glaubwürdigkeit erfordert aber Aufrichtigkeit. EDEKA Südwest ist ein Wirtschaftsunternehmen. Nachhaltiges Engagement hat für uns ein klares Ziel: Erfolg langfristig zu sichern und gleichzeitig ein lebenswertes Umfeld für nachfolgende Generationen zu erhalten. Das Vertrauen unserer Kunden in unser Handeln ist dabei essentiell.

Unsere Studie zeigt, dass sich durch die nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens erhebliche Einsparpotenziale, bspw. beim Energieverbrauch, realisieren lassen. Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht?

Michaela Meyer: Große Potenziale haben wir im Energiebereich, da in unseren Märkten viel Energie für Licht und Kälte benötigt wird. Dort führen wir nach und nach ein Energiemanagementsystem ein, das uns dabei hilft, diese Potenziale zu erkennen und zu nutzen. In der Logistik beispielsweise setzen wir ein Telematik-System in unseren LKWs ein, das das Fahrverhalten analysiert und den Fahrern hilft, es zu optimieren. So konnten wir z. B. den Dieselverbrauch von 2010 bis 2015 insgesamt um 5,7 Prozent verringern.

In unserer Studie wird zudem deutlich, dass immer häufiger konkrete Ziele für einzelne Kennzahlen genannt werden. Für wie wichtig halten Sie messbare Kennziffern, um das Thema Nachhaltigkeit erfolgreich im Unternehmen zu etablieren?

Michaela Meyer: Für sehr wichtig. Nur wenn ich mir Ziele setze, kann ich diese auch verfolgen, aber vor allem mich daran auch messen lassen.

Gerade im Einzelhandel begegnen uns immer häufiger Produktlabels wie der WWF-Panda, das MSC-Siegel oder auch Zeichen für Bio-Produkte. Hat sich die Wahrnehmung der Kunden für nachhaltige Produkte in den letzten Jahren gewandelt?

Michaela Meyer: Kunden nehmen das Thema Nachhaltigkeit immer mehr wahr. Auch in den Medien ist das Thema präsent. Allerdings sind die unterschiedlichen Siegel für den Endverbraucher nur schwer zu verstehen, zumal es auch sehr viele gibt. Gerade aber der WWF-Panda wird erkannt und auch mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht.

Bereits der Titel unserer Studie zeigt: Hinter Nachhaltigkeit steckt weit mehr als nur Umweltschutz. Es geht um soziale Aspekte und insbesondere um die Mitarbeiter als treibende Kraft des Unternehmenserfolgs. Welchen Beitrag kann das Thema Nachhaltigkeit liefern, um Mitarbeiter langfristig an ein Unternehmen zu binden?

Michaela Meyer: Als wir uns über unsere Säulen der Nachhaltigkeit Gedanken gemacht haben, ist uns sehr schnell bewusst geworden, dass wir unseren Mitarbeitern eine eigene Säule widmen wollen. Für uns sind unsere Mitarbeiter unser höchstes Gut. Als einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder im Südwesten des Landes sind wir uns der Verantwortung für unsere Mitarbeiter bewusst. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, macht EDEKA Südwest den Mitarbeitern ein breites Angebot an internen und externen Veranstaltungen und Aktionen, so z. B. die jährlichen Jubilarfeiern über zwei Tage. Der gemeinsame Fokus der Maßnahmen: faire Rahmenbedingungen schaffen, das Wohl der Mitarbeiter priorisieren, den Austausch untereinander stärken sowie die sehr hohe Qualität bei Aus- und Weiterbildung sicherstellen.

Lassen sich damit auch Vorteile beim Werben um junge Mitarbeiter erzielen?

Michaela Meyer: Nachhaltigkeit ist hierbei ein sehr wichtiger Baustein. Junge Menschen haben heute eine sehr genaue Vorstellung davon, was Sie von ihrem zukünftigen Arbeitgeber erwarten und dabei spielen nachhaltige Komponenten eine große Rolle. Dazu gehört mit Sicherheit auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die jungen Menschen wollen heute schon wissen, wie es später weitergeht, wenn sie zum Beispiel einmal eine Familie gründen wollen. EDEKA Südwest ist in diesem Bereich mit unterschiedlichen Maßnahmen aktiv und seit 2013 mit dem Audit „berufundfamilie“ zertifiziert.

In die andere Richtung gefragt: Wo sehen Sie die größten Risiken für Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit bisher nicht auf die Agenda genommen haben?

Michaela Meyer: Wenn ich mir heute als Unternehmen noch keine Gedanken darüber gemacht hätte, wie ich mit den verschiedenen Herausforderungen nachhaltigen Wirtschaftens umgehe, würde ich mir Sorgen um meine und die Zukunft meines Unternehmens machen. Aus meiner Sicht, kann man als Unternehmen nur dauerhaft erfolgreich sein, wenn man ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Kriterien miteinander in Einklang bringt.

Unsere Studie greift unter anderem die Rolle der Lieferanten auf. Welche Rolle spielen für Sie Ihre Lieferanten und wie funktioniert dabei die Zusammenarbeit?

Michaela Meyer: Wir blicken auf langjährige Partnerschaften mit unseren Lieferanten zurück. Speziell in unserem Eigenmarkenbereich „Unsere Heimat – echt und gut“ sind das Lieferanten, mit denen wir schon Jahrzehnte eng zusammenarbeiten und mit denen wir auch gewachsen sind. Wir tauschen uns regelmäßig über unsere Erwartungen und Ziele aus und pflegen so eine faire und zuverlässige Partnerschaft.

Zum Abschluss ein kurzer Blick in die Zukunft. Welche Maßnahmen planen Sie, um sich weiter als nachhaltiges Unternehmen profilieren zu können?

Wir haben in unserem Nachhaltigkeitsbericht acht Herausforderungen erkannt und daraus 16 Ziele abgeleitet. Diese gilt es bis 2025 zu erreichen. Natürlich werden wir darüber hinaus auch neue mögliche Herausforderungen in Angriff nehmen, sollten sich diese ergeben. Aber lesen Sie selbst unter www.zukunftleben.de.