06 – Arbeitsmarkt flexibilisieren
Immer mehr Menschen gehen in Rente, zugleich fehlen immer mehr Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Anlass genug, über ein neuartiges Generationenmodell nachzudenken.
Der Fachkräftemangel stellt ein ernsthaftes Problem für die wirtschaftliche Stärke Deutschlands dar. So viele Arbeitgeber wie noch nie sind vom Personalmangel betroffen – vom Unternehmer bis zum Staat. Sie alle buhlen regelrecht um neue Mitarbeiter. Auch die Politik versucht, dem leer gefegten Arbeitsmarkt mit der „Fachkräftestrategie“ entgegenzuwirken. Doch es fehlt ein gesellschaftliches Gesamtkonzept, bei dem Arbeitgeber, Regierung und Gewerkschaften an einem Strang ziehen.
Helfen könnte ein Generationenmodell, das mehr Arbeitszeitflexibilität zulässt. Denn Potenzial gäbe es künftig bei denen, die jetzt noch im Beruf stehen oder erst kürzlich ausgeschieden sind. Dazu zählen die Generation X (geboren 1965 bis 1979), die Babyboomer und die Nachkriegsgeneration. Sie machen mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung aus. Würden sie mindestens bis zur Regelaltersgrenze arbeiten und gegebenenfalls freiwillig auch darüber hinaus, könnte das der Generation Y (1980 bis 1995) und Generation Z (ab 1996) mehr Flexibilität verschaffen und sie so möglicherweise stärker in die Arbeitswelt integrieren. Denn unter ihnen ist die Zahl der Befürworter einer Vier-Tage-Woche besonders groß. Gemeinsam haben beide Gruppen das Bedürfnis nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf.
Generationenmodell: Jung und Alt teilen sich einen Job
Unser Vorschlag: Jung und Alt teilen sich einen Job. Angereichert werden könnte das Modell mit Benefits, die von Homeoffice über Weiterbildungsmaßnahmen, finanzielle Anreize bis hin zur Gesundheitsprävention reichen.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Wenn die Babyboomer länger arbeiten als derzeit, kann die drohende Personallücke zumindest verkleinert werden. Auch Rentner und Frührentner sind oft noch in der Lage, einen Beitrag zur Arbeitswelt zu leisten. Schließlich sind sie heute im Vergleich zu früher körperlich und mental fitter. Unternehmen würde es leichter fallen, junge Arbeitnehmer zu akquirieren. Zusätzlich würden sie von einem breiten Spektrum an Skills erfahrener und junger Mitarbeiter profitieren. Darüber hinaus könnte sich das Modell positiv auf die Gesellschaft auswirken. So sind Menschen, die zufrieden mit ihrer Arbeit sind, psychisch gesünder. Was wiederum die Produktivität erhöhen würde.
Ein Generationenmodell, das mehr Arbeitszeitflexibilität zulässt, könnte dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Ferner gilt: Wer länger arbeitet, zahlt auch länger in die Rentenkasse ein und erwirbt damit höhere Ansprüche gegenüber der Rentenversicherung. Das entlastet die Gesellschaft und die Staatskasse, die weniger zu den Renten zuschießen muss. Nicht zuletzt könnte das Generationenmodell sogar für einen Gesellschaftswandel weg von der Freizeitgesellschaft zurück in Richtung einer Leistungsgesellschaft sorgen.
Renteneintritt flexibler ausgestalten
Damit ein solches Modell umsetzbar ist, müssen Arbeitgeber mehr Flexibilität entwickeln. Jobsharing, reduzierte Arbeitszeiten und auch die Vier-Tage-Woche müssten zur Normalität werden. Aber auch die Regierung muss ihren Beitrag leisten und das deutsche Arbeitszeitgesetz modernisieren. Das gilt vor allem für die Regelungen rund um die werktägliche Arbeitszeit. Nötig ist schließlich mehr Flexibilität beim Renteneintrittsalter – Stichwort Renteneintrittsfenster: Wer länger arbeiten will, soll das auch können. Bei diesen Punkten ist nicht zuletzt die Kooperation der Gewerkschaften gefragt.
Um das Generationenmodell zum Laufen zu bringen, sind zwar noch einige Hürden zu nehmen. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Druck wird aber dafür sorgen, dass flexible Modelle in der Arbeitswelt Einzug halten.
Jetzt anpacken
- Für mehr Arbeitszeitflexibilität sorgen (z.B. Homeoffice).
- Arbeitsgesetz modernisieren.
- Renteneintrittsfenster schaffen.
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 27.11.2023