21.03.2025
Mar-a-Lago Accord
Ein Gespenst geht um - Unorthodoxe und brandgefährliche Ideen zur Schwächung des Dollar.


Summary
Während in Europa vor allem Donald Trumps Zollpolitik Schlagzeilen macht, kursieren in den USA Ideen für eine Abwertung des hohen Dollar. Das Stichwort dazu lautet "Mar-a-Lago Accord". Damit könnte die US-Regierung ihre Gläubiger zu zwingen versuchen, zu deren eigenem Nachteil zur Schwächung des Dollars beizutragen.
"Ausländische Gläubiger sollen ihre US-Staatsanleihen umwandeln in solche mit langer Laufzeit (100 Jahre!) und niedriger oder keiner Verzinsung", erklärt LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer das Modell. "Dadurch würden jährlich weniger Anleihen fällig, und die Gläubiger würden keine Dollars zur Reinvestition nachfragen. Der Dollar verlöre an Stärke."
Wie das funktionieren soll, was es für Folgen hätte und welche Alternativen es gäbe (und warum Trump sie ablehnen würde) lesen Sie in dieser Ausgabe von Kraemers Klartext.
Unorthodoxe und brandgefährliche Ideen zur Schwächung des Dollar
Wer auch nur sporadisch Nachrichten konsumiert, weiß: US-Präsident Donald Trump betrachtet die Außenhandelsdefizite der USA als untrügliches Zeichen dafür, dass „das Ausland“ hart arbeitende amerikanische Familien ausbeutet. Stattdessen soll-ten die ausländischen Unternehmen direkt in den Staaten produzieren und dort Wohlstand und Arbeitsplätze schaffen. Wo allerdings bei der niedrigen Arbeitslosenrate von gut 4 % in den USA die Mitarbeiter herkommen sollen, um zusätzliche Güter im Wert von 1.2 Bio. USD herzustellen, ist mir schleierhaft. So hoch war 2024 das US-Handelsbilanzdefizit.
Der politische Pferdefuß von Zöllen: Die Preise steigen
Bislang war die Zollpolitik Trumps Mittel der Wahl, um Defizite im Güterhandel zu bekämpfen. Doch Zölle befeuern leider die heimische Teuerung. Die Inflationserwartungen der US-Verbraucher ein Jahr voraus sind im März auf 4,9 % gestiegen. Als Trump im November gewählt wurde, lagen sie bei 2,6%. Für längerfristige Inflationsraten sind die Erwartungen so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Trump hat seinen Wahlsieg auch der Unzufriedenheit des Wahlvolks mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten zu verdanken. Über kurz oder lang dürfte sich dessen unweigerliche Enttäuschung in den Umfragewerte niederschlagen – damit hätten die Zölle für den umfragefixierten Präsidenten einen hohen politischen und psychologischen Preis.
Ein Abkommen, um den Dollar zu schwächen
In Washington, aber auch an der Wall Street kursiert die Idee, dass die USA auf eine konzertierte Aktion setzen könnten, mit deren Hilfe sich der Dollar schwächen ließe. Das würde Importe weniger attraktiv, dafür aber US-Exporte wettbewerbsfähiger machen. Dieser Plan wird als „Mar-a-Lago-Accord“ gehandelt, in Anlehnung an den Plaza Accord von 1985: Damals schwächten nach einer rasanten Aufwertung der US-Währung mehrere internationale Zentralbanken auf Initiative Washingtons den Dollar, indem sie aus ihren Beständen US-Staatsanleihen verkauften. Ein solches Vorgehen heute hätte unangenehme Auswirkungen: Denn die unweigerlich steigenden Zinsen auf die Treasuries kämen der gigantischen Schuldenlast Washingtons und einem Budgetdefizit von gut 7 % des BIP äußerst ungelegen.
Deshalb schlagen Trump nahestehende Ökonomen ein verschärftes Modell vor: Ausländische Gläubiger sollen ihre US-Staatsanleihen umwandeln in solche mit langer Laufzeit (100 Jahre!) und niedriger oder keiner Verzinsung. Dadurch würden jährlich weniger Anleihen fällig, und die Gläubiger würden keine Dollars zur Reinvestition nachfragen. Der Dollar verlöre an Stärke. Natürlich würde kein Gläubiger diesem Tausch freiwillig zustimmen. Es sei denn, man drohte ihm mit Zöllen oder damit, ihm den militärischen Schutz zu entziehen. Und das ist der Plan.
Es gibt keinen sichereren Weg, das Vertrauen in den Dollar zu unterwandern. In allen Finanzkrisen war die US-Staatsanleihe der sichere Hafen. Dieser Mar-a-Lago-Accord würde den Hafen verminen. Eine Finanzkrise globalen Ausmaßes wäre die Folge.
Was wirklich hilft, wenn der Dollar schwächer werden soll
Es gibt zwei bewährte Methoden, eine Währung zu schwächen. Erstens kann man die Zinsen senken, was aber angesichts der aufmüpfigen Inflation eher an Geldpolitik à la Erdogan erinnert. Nicht zur Nachahmung empfohlen. Oder man konsolidiert das Budget, denn damit sinkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und mit ihr der Importsog. Aber das wäre politisch unpopulär und fällt daher ebenfalls aus. Deshalb ist es zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich, dass Trump die brandgefährli-che Idee der erzwungenen Währungsmanipulation erwägt.
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