07.02.2025
Trump gibt Gas mit MAGA-Turbo
Europa muss sich warm anziehen.
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Lange hat die Welt spekuliert, gehofft, gebangt: Meint Donald Trump all das, was er im Wahlkampf so von sich gegeben hat, wirklich ernst? Massenausweisungen undokumentierter Einwanderer? Zölle gegen Handelspartner? Die Antwort nach gut zwei Wochen Trump lautet offensichtlich: Ja, er zieht das durch, wenn auch erratischer und zugleich aggressiver als erwartet. Statt „America first“ scheint nun „America alone“ zu gelten. Multilateralismus war gestern. Trump missbraucht das wirtschaftliche und militärische Gewicht der USA, um andere Länder zu dem zu zwingen, was nach seiner Mar-A-Lago-zentrischen MAGA-Weltanschauung getan werden muss. Die Entschlossenheit, mit der die Trumpistas die über Jahrzehnte aufgebaute Soft Power der USA sehenden Auges zerstören, ist schlicht atemberaubend. Dem Schulhofschläger Donald ist es ganz offenbar egal, ob er Freunde hat. Hauptsache er wird „respektiert“.
„Hier darf jeder machen, was ich will!“
Zölle sind das Mittel der Wahl – egal, um welches Ziel es gerade geht. Die USA unter Trump setzen sie auch ein, um andere Länder in den Schwitzkasten zu nehmen und ihnen Zugeständnisse abzuringen, die mit Handel gar nichts zu tun haben. Das erste Land, das in den Genuss eines Zollangebots kam, das es nicht ablehnen konnte, war Kolumbien. Ein Land, mit dem die USA sogar einen Handelsbilanzüberschuss hat! Aber Bogotá war nicht willfährig genug, deportierte Staatsbürger den US-Konditionen entsprechend zurückzunehmen. Klar wer in dieser Auseinandersetzung den Kürzeren gezogen hat.
Das Recht des Stärkeren setzt sich auch im Umgang mit den direkten Nachbarn Mexiko und Kanada durch, mit denen die USA eigentlich ein Freihandelsvertrag verbindet. Die schon dekretierten Zölle in Höhe von 25 % (!) pausierte Trump wenige Stunden vor Inkrafttreten für einen Monat, nachdem die Länder Zugeständnisse gemacht hatten. Auch dabei ging es nie um Handel. Trump forderte bessere Grenzkontrollen und Bekämpfung von Drogenhandel. Was wird er als Nächstes verlangen?
Die erste Dienstreise des neuen Außenministers Marco Rubio (vor seiner Konvertierung zu MAGA von Trump als „Little Marco“ verspottet) führte nach Panama, wo er ohne übertriebene Rücksichtnahme auf diplomatische Gepflogenheiten die Kontrolle über den Kanal einforderte. „Und bist Du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt!“, war nach Vorbild des Erlkönigs Rubios wichtigstes Argument. Uns so geht es weiter: Die Palästinenser sollen aus dem Gazastreifen verschwinden, um Platz zu machen für eine „Riviera des Nahen Ostens“. Und der Ukraine will die neue US-Regierung nur dann weitere Militärhilfen gewähren, wenn Kiew den USA ihre seltenen Erden verspricht.
Nächster Halt „Europa“?
Über die EU wiederholt Trump seit seinem Amtsantritt, sie habe „schreckliche Dinge“ getan. Die Schelte: Wir kaufen zu wenige amerikanische Güter (siehe Abbildung). Dass vor allem die angebliche Omnipräsenz europäischer Autos auf amerikanischen Straßen seinen Zorn erregt, ist kein gutes Omen. Für die deutsche Wirtschaft ist Amerika die wichtigste Exportdestination. Besonders hoch ist die US-Abhängigkeit in den Branchen Pharma, Maschinenbau und Automobil. Das LBBW Research hält es seit der Wahl für sehr wahrscheinlich, dass Trump seine Zolldrohungen gegen Europa wahr machen wird. Das ist der wesentliche Grund, weshalb wir für Deutschland 2025 ein drittes Jahr der Stagnation prognostizieren. Brüssel wird versuchen zu verhandeln. Aber seine Position ist schwach: Die USA sind ungleich weniger von Exporten nach Europa abhängig als umgekehrt. Und die EU ist in sich zerstritten wie selten. Zudem haben ihre zwei wichtigsten Volkswirtschaften derzeit keine wirklich handlungsfähigen Regierungen. Es dürfte bald ungemütlich werden.
US-EU Handelsbilanz (Mrd. USD pro Quartal)
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