23.09.2024

Ein echter Gamechanger: So wird Keramik klimaneutral hergestellt

Das neue Duravit-Werk in Kanada produziert klimaneutral. Wasserkraft liefert den Strom, Gasöfen werden überflüssig. Weiterhin unverzichtbar: das Know-how der LBBW.

Duravit SensoWash Slim Dusch-WC Sitz
Duravit SensoWash Slim Dusch-WC Sitz

Es braucht viel Energie, um Keramik herzustellen. Bislang werden die Öfen, in denen die Keramik gebrannt wird, mit Gas betrieben. Geht das auch anders, nachhaltiger? Um diese Frage zu klären, hat sich der schwäbische Keramikhersteller Duravit mit der Nürnberger Firma Riedhammer zusammengesetzt. Gemeinsam mit der Tochter des Anlagenbauers Sacmi haben sie eine Lösung gefunden: Im neuen Werk im kanadischen Matane wird Duravit den weltweit ersten elektrischen Brennofen nutzen, der ausschließlich mit regenerativ erzeugtem Strom – stammend aus den Wasserkraftwerken des Energieversorgers Hydro-Québec – betrieben wird. Damit spart Duravit jährlich mehr als 9.000 Tonnen Kohlendioxid (CO₂) ein.

9000 t

Kohlendioxid (CO₂) pro Jahr spart das neue Duravit-Werk durch Brennöfen ein, die ausschließlich mit regenerativ erzeugtem Strom betrieben werden.

Die 1817 gegründete Traditionsfirma Duravit, weltweit bekannt für ihre hochwertige Sanitärkeramik für Bad und WC, hat sich ein mutiges Ziel gesetzt. Das Unternehmen aus Hornberg im Schwarzwald will spätestens 2045 klimaneutral produzieren. „Dafür brauchen wir einen disruptiven Wandel in der Keramikproduktion, der das Problem des CO₂-Ausstoßes an der Wurzel anpackt“, sagt Stephan Tahy, CEO von Duravit. Er sieht das neue Werk in Kanada „als echten Gamechanger.“

Local for Locals: Duravit denkt nachhaltig

Nicht nur der rund 100 Meter lange Keramik-Tunnelofen bringt mehr Nachhaltigkeit. Die Lage des Werks direkt am Sankt-Lorenz-Strom erleichtert die Logistik und den Warentransport. Matane verfügt über einen Tiefwasserhafen, die USA sind keine 300 Kilometer entfernt. Die wichtigsten Rohstoffe für Keramik – Ton, Kaolin, Feldspat und Quarz – sind auf kurzen Wegen erhältlich. Das reduziert ebenfalls Emissionen und gewährleistet eine umweltfreundlichere Lieferkette.

Das hochautomatisierte und energieeffizient ausgelegte Werk in Matane folgt den Prinzipien von Industrie 4.0. Es gibt fahrerlose Beförderungssysteme, Glasierroboter sowie einen automatisierten Kammertrockner. Und die avisierten Märkte, Kanada und vor allem die USA, liegen um die Ecke. 450.000 Produkte will das kanadische Duravit-Werk spätestens 2029, wenn es mit einem zweiten wasserkraft-betriebenen Brennofen voll angelaufen sein wird, in Nordamerika absetzen – fast dreimal so viel wie heute. „,Local for Locals‘ produzieren, das ist unser Leitspruch“, sagt CEO Stephan Tahy.

Forward-Darlehen der LBBW

Der „Local für Locals“-Leitspruch war vor zwei Jahren der Anlass, darüber nachzudenken, ob das Unternehmen mit seinen 655,7 Millionen Euro Umsatz (2023) und weltweit elf Standorten noch richtig aufgestellt ist. Warum Waschbecken von Ägypten in die USA transportieren, von Frankreich nach Kanada? Wäre ein Werk vor Ort nicht wesentlich sinnvoller? Als Björn Krause von diesen Überlegungen und der Neugründung der Duravit Canada Inc. hörte, war die Entscheidung noch längst nicht gefallen. Gleichwohl machte der langjährige Key Account Manager der BW-Bank der Duravit umgehend ein Gesprächs- und ein Finanzierungsangebot.

Wir sind stolz, als Vorreiter in der Gestaltung einer nachhaltigen Sanitärindustrie zu agieren und uns aktiv den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen.

Duravit-CEO Stephan Tahy

In weiteren Gesprächen zwischen Bank und Unternehmen stellte sich heraus, dass Duravit für den Bau des nachhaltig ausgerichteten Werks vor Ort Fördermittel bekommt. „Wir finanzieren dafür die elektrisch betriebenen und in Deutschland hergestellten, innovativen Brennöfen aus Stuttgart heraus“, sagt Key Account Manager Krause. Die LBBW stellte dafür der Duravit ein Forward-Darlehen zur Verfügung. „Duravit wollte neben den Fördermitteln eine Finanzierung mit zentralen und vertrauten Ansprechpartnern aus dem deutschen Hausbankenkreis“, sagt Krause, „und dieser Rolle wollten wir als bewährter und langjähriger Bankpartner gern gerecht werden.“

„Vorreiter einer nachhaltigen Sanitärindustrie“

Einen weiteren Vorteil der Zusammenarbeit erwähnt Firmenkundenberater Björn Krause nur am Rande: die LBBW-Branch in New York. Die Niederlassung ist der größte Standort der LBBW auf dem amerikanischen Kontinent und spannt ein Netz von Kanada über Mexiko bis nach Südamerika. Die LBBW-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in New York kennen sich aus mit finanziellen und regulatorischen Vorgaben für den nordamerikanischen Markt. Dieses Know-how kann Duravit jederzeit zusätzlich anzapfen, zumal das Corporate Desk in New York bereits von Anfang an in das Projekt eingebunden war.

Noch laufen die Bauarbeiten. 2025 soll das Werk seinen Betrieb aufnehmen, derzeit werden die 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht, die hier einen neuen Arbeitsplatz finden – und einen attraktiven Arbeitgeber. „Wir sind stolz darauf, als Vorreiter in der Gestaltung einer nachhaltigen Sanitärindustrie zu agieren und uns aktiv den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen“, sagt Duravit-CEO Stephan Tahy. „Damit setzen wir neue Maßstäbe für innovative Lösungen.“