17.05.2024

Wirtschaftsdaten in China für April 2024

Ersteinschätzung

Die Industrieproduktion legte im Monat April um 6,7% (Y-Y) zu, eine deutliche Beschleunigung im Vergleich zu März mit 4,5%. Das Wachstum bei den Anlageinvestitionen schwächte sich dagegen ab. Mit einem Anstieg von 4,2% in den ersten 4 Monaten des Jahres ließ die Dynamik leicht nach, wobei u.a. der anhaltende Einbruch bei den Immobilieninvestitionen in den Daten durchschlägt (-9,8% YTD vs. -9,5% in den ersten 3 Monaten des Jahres).

Ins Bild passt dabei, dass die Preise sowohl für Bestandsgebäude, als auch für Neubauten im April weiter nach unten zeigten (-6,79% bei Bestandsgebäuden bzw. -3,51% bei Neubauten Y-Y) und auch stärker zurückgingen als in den Monaten davor.

Die Konsumenten zeigten sich weiter zurückhaltend. Die Einzelhandelsumsätze legten nur um 2,3% Y-Y zu und damit weniger als erwartet. Das chinesische Handelsministerium verwies aber zeitgleich auf die stärkere Dynamik des Einzelhandels zu den Feiertagen Ende April/Anfang Mai mit Umsatzanstiegen von 6,8% im Vergleich zum Vorjahr.

Unsere Einschätzung zur chinesischen Wirtschaft

Die chinesische Wirtschaft setzt weiter voll auf das verarbeitende Gewerbe. Nach bereits zuvor gemeldetem stabilen Exportwachstum zeigen die heutigen Daten, dass die Industrie ihre starke Performance weiter aufrechthalten kann. Genau darin besteht aber für China derzeit die größte Gefahr.

Das (v.a. westliche) Ausland beäugt die Situation in der chinesischen Industrie seit geraumer Zeit kritisch und die USA haben erst diese Woche eine neue Runde an Zollerhöhungen für chinesische Importwaren beschlossen. Gleichzeitig kommt der heimische Konsum nicht richtig vom Fleck. Die schwächeren Einzelhandelsumsätze sind ein Zeichen dafür, dass die Chinesinnen und Chinesen weiterhin sehr selektiv bei ihren Ausgaben vorgehen und die Bezahlapp lieber einmal weniger zücken, als einmal zu viel. Geschuldet ist dies auch der anhaltenden Krise am Immobilienmarkt, der bisher keine Anzeichen von Stabilisierung aufweist.

Neben dem Rückgang bei den Investitionen zeigten sich auch jüngst die Hausverkäufe weiter schwach, die in den ersten 4 Monaten des Jahres um fast 50% eingebrochen sind. Zumindest wurden in dieser Hinsicht – neben der Aufhebung von Kaufrestriktionen bei Wohneigentum in einzelnen Städten – vor Kurzem neue politische Maßnahmen diskutiert, die in Richtung stärkerer Intervention deuten könnten. Demnach sollen unverkaufte Immobilien von staatlicher Seite aufgekauft und in leistbare Wohneinheiten umgewandelt werden. Dies würde das teilweise Überangebot am Markt reduzieren und gleichzeitig eine Liquiditätshilfe für in Not geratene Immobilienentwickler darstellen. Damit die Intervention aber Erfolg hat, müsste sie einen relativ großen Umfang annehmen. Es bleibt abzuwarten, ob bzw. wann man zu diesem Eingriff bereit ist.