19.10.2018
Türöffner nach Nord- und Südamerika: Das German Centre und die LBBW Mexiko
Serie: Die Auslandsstandorte der LBBW. Was erwartet deutsche Unternehmen in Mexiko? Antworten gibt es im German Centre.
Handschlag, Umarmung, Schulterklopfen beim ersten Meeting mit neuen Geschäftspartnern? In Deutschland wäre diese Szene eher ungewöhnlich – in Mexiko hingegen gehört das zum guten Ton. Diese und viele weitere Besonderheiten des mexikanischen Geschäftslebens kennt Jimena Kreusler aus dem Effeff (mehr dazu im Interview). Die studierte Politologin lebt seit 10 Jahren in Mexico und ist seit August 2018 Geschäftsführerin des German Centre Mexiko in Mexiko-Stadt – eines von insgesamt sechs German Centres weltweit, vier davon gehören der LBBW. Das Finanzinstitut unterhält im German Centre Mexiko zudem eine eigene lokale Finanzierungsgesellschaft, die LBBW México Sofom, deren Geschäftsführer Volker Helms seinerseits viel Erfahrung mit den besonderen Herausforderungen deutscher Unternehmen in Mexiko hat.
Chancen im Millionenmarkt
Bereits 2001 hat sich die LBBW für Mexiko als Standort entschieden. Dafür gab und gibt es gute Gründe: „Der Markt hier ist ein hervorragendes Sprungbrett sowohl nach Nord- als auch nach Süd- und Mittelamerika“, erläutert Jimena Kreusler.
Aber auch Mexiko selbst bietet für Unternehmer auf der Suche nach neuen Märkten viel Potenzial. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 1.210 Milliarden US-Dollar (geschätzt für 2018) liegt das mittelamerikanische Land, dessen Fläche fünfmal so groß wie Deutschland ist, weltweit auf Rang 15 der größten Volkswirtschaften. Mit seinen mehr als 120 Millionen Einwohnern verfügt es über einen enormen Binnenmarkt – das macht das Land unabhängiger von wirtschaftlichen Entwicklungen im Ausland, als es manch anderer lateinamerikanischer Staat ist.
Deutschland ist wichtigster europäischer Handelspartner
Mit einem Handelsvolumen von 16,2 Milliarden Euro ist Deutschland der wichtigste Partner Mexikos aus dem Kreis der EU-Länder. Rund 1.900 deutsche Unternehmen unterhalten derzeit Niederlassungen oder Produktionsstandorte in Mexiko, einige bereits seit hundert Jahren. Mit eigenen Produktionsstandorten stark vertreten ist die deutsche Automobilindustrie. Ein gutes Beispiel für die Vielfalt deutscher Firmen, die vom LBBW-Team vor Ort beim Markteinstieg begleitet wurden, ist der Baumaschinenhersteller Liebherr. Das im baden-württembergischen Kirchdorf an der Iller gegründete Unternehmen ist bereits seit 2009 in Mexiko präsent und unterhält mittlerweile zwei Niederlassungen in Monterrey und Mexiko-Stadt.
So unterstützt die LBBW deutsche Unternehmen in Mexiko
Gemeinsam mit ihrer 16-köpfigen Mannschaft, die sich aus lokalen und deutschen Mitarbeitern zusammensetzt, unterstützt Jimena Kreusler mit Büros, Beratung und Netzwerken Unternehmen in Mexiko. Und auch sie kann dabei auf kompetente Unterstützung bauen.
Deutsches Finanzierungs-Know-how: Die LBBW México Sofom
Die LBBW ist seit 2001 mit einer Repräsentanz der Bank vor Ort. Zudem feierte 2018 die lokale Finanzierungsgesellschaft, LBBW México Sofom, bereits ihr 10-jähriges Jubiläum. Zielgruppe sind die vielen Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, die eigene Produktionsstätten in Mexiko aufbauen – ein Trend der sich seit 2012 noch einmal verstärkte und weiter anhält. Die Kombination von qualifizierten Arbeitskräften und der Nähe zu den USA macht Mexiko für viele Branchen zum attraktiven Fertigungsstandort. Die LBBW México („Sofom“ steht für universale Finanzierungsgesellschaft) arbeitet hier in einer einzigartigen Nische, denn lokale Finanzierungen bietet sonst keine Bank aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz an.
Volker Helms, der Geschäftsführer der LBBW México, die neben Investitions- und Betriebsmittelkrediten auch Handelsfinanzierungen in der Region sowie Beratung und Vermittlung weiterer Dienstleistungen anbietet. Der 47-Jährige lebt mit seiner mexikanischen Ehefrau und fünf Kindern nur zehn Autominuten vom German Centre entfernt im Businessviertel Santa Fe. Seine Erfahrung ist: „Unsere Kunden erwarten erstklassige Rundumbetreuung, weil sie genau das von unseren Kollegen in Deutschland gewohnt sind. Ob LBBW, BW-Bank oder eine der zahlreichen Tochtergesellschaften – die Standards sind hoch gesetzt.“ (Mehr zur Rolle deutscher Unternehmen in Mexiko lesen Sie im Interview)
German Centre – kurze Wege, umfassendes Netzwerk
All das und noch viel mehr finden Unternehmen im German Centre unter einem Dach vereint: Wichtige Ansprechpartner wie die Mitarbeiter des German Centres und der LBBW, Steuerberater und Anwälte sowie die CAMEXA haben dort ihre Büros. Unternehmen können komplett ausgebaute Büros inklusive WLAN und Reinigungsservice mieten, seit 2017 gibt es eine Coworking Area für Start-ups und Freelancer. Zu den rund 125 Mietern gehören Firmen wie Sixt, Miele und Hansgrohe. Tagungen, Konferenzen und Ausstellungen mit bis zu 800 Teilnehmern können ebenfalls vor Ort durchgeführt werden; auf Wunsch übernehmen die Mitarbeiter des German Centres die komplette Organisation. „Das Haus ist beliebter Treffpunkt und Schnittstelle der deutschen Community in Mexiko-Stadt. Firmen, die hier Mieter sind, können durch die guten Kontakte zu Institutionen und Behörden einfach Zugang zu Netzwerken finden und profitieren vom regen Informations- und Erfahrungsaustausch“, fasst Jimena Kreusler die Vorteile des Standorts zusammen.
Ein weiteres Plus ist die Lage im Geschäftsviertel Santa Fe (PDF) südwestlich des Zentrums. In direkter Nachbarschaft haben zahlreiche internationale Unternehmen ihren Sitz und zum Messe- und Kongresszentrum „Expo Santa Fe“ ist es ebenfalls nicht weit – ein Vorteil in der von Staus geplagten Metropole. Mitarbeiter wie Mieter schätzen zudem die gute Anbindung an die beiden Flughäfen Benito Juárez und Adolfo López Mateos sowie die Nähe zur größten Shoppingmall Mexikos, zu beliebten Wohnvierteln und zu einer deutschen Schule.
Dunkle Wolken aus dem Norden?
Eine der in Mexikos Wirtschaftskreisen derzeit heiß diskutierten Fragen ist, wie sich der von US-Präsident Donald Trump angekündigte mögliche Abschottungskurs der Vereinigten Staaten auswirken könnte. Denn den Löwenanteil seines Auslandsgeschäfts macht das Land mit den USA. Und auch die deutschen Unternehmen beliefern vom günstigen Produktionsstandort Mexiko umfänglich den US-Markt.
Die Ankündigung Trumps, das NAFTA-Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko neu zu verhandeln, konnte die Stimmung der in der CAMEXA organisierten Unternehmen zuletzt allerdings kaum drücken. Das zeigt die bis Mai 2017 durchgeführte Umfrage „World Business Outlook“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK):
- 65 Prozent der Mitgliedsunternehmen erwarteten zum Zeitpunkt der Umfrage für die kommenden zwölf Monate ein Geschäftsplus
- 29 Prozent rechneten mit einem unveränderten Ergebnis
- Zwei von drei Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Situation zudem als „gut“
- 29 Prozent bezeichneten sie als „befriedigend“
- Lediglich vier Prozent äußerten sich pessimistisch
„Zwischen Rhetorik und Realität liegen Welten“, sagt Volker Helms. Sein Fazit lautet: „Die mexikanische Wirtschaft ist nicht nur robust, sondern mit der US-amerikanischen weitgehend integriert. Dass das Wachstum sich in immer mehr Sektoren verbreitet, liest man in der Presse nicht. Wer weiß zum Beispiel, dass sich Mexiko inzwischen zum Produktionsstandort für die Luftfahrttechnik entwickelt hat?."