12.05.2023
Wärmepumpen: So will die Bundesregierung das üppige Förderprogramm finanzieren
Die Bundesregierung will Wärmepumpen zur Standardheiztechnologie machen und fördert den Einbau mit Zuschüssen. Steuermittel sollen nicht verwendet werden.
- Weil ab 2024 nur noch neue Heizungen zugelassen werden sollen, die zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen, wird ein Boom bei Wärmepumpen erwartet.
- Der Bund bezuschusst den Einbau der bis zu 55.000 Euro teuren Wärmepumpen mit mindestens 30 Prozent, mitunter sogar mit bis zu 50 Prozent.
- Das Förderprogramm soll nicht aus Steuermitteln, sondern mit Einnahmen aus dem EU-Zertifikatehandel finanziert werden.
- Ob diese Einnahmen ausreichen, um jährlich den Einbau von rund 500.000 Wärmepumpen zu bezuschussen, ist noch völlig offen.
Die Bundesbürger heizen überwiegend fossil: Gut zwei Drittel aller 2022 neu installierten Heizungen arbeiten mit Gas oder Öl, hat der Heiztechnik-Verband BDH ermittelt. Da die Anlagen in der Regel 20 Jahre und länger in Betrieb sind, konterkariert deren Einbau das Ziel Deutschlands, bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden.
Die Bundesregierung will deshalb ab 2024 nur noch Heizungen zulassen, die zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen, in Neu- genauso wie in Bestandsbauten. Das gilt auch für Büro-, Gewerbe- und Industrieimmobilien. In der Praxis bedeutet das: Wo keine Fernwärme zur Verfügung steht, werden Wärmepumpe künftig zur Regel. Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet, dass bis 2030 pro Jahr rund 500.000 Wärmepumpen installiert werden.
Wärmepumpe: mehr Investition, weniger Betriebskosten
Der Einbau einer Luft-Wasser-Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus kostet ohne Förderung meist rund 35.000 bis 45.000 Euro, bei einer Erdwärmepumpe sind es noch einmal 10.000 Euro mehr. Gasheizungen dagegen sind inklusive aller Nebenkosten schon für 15.000 bis 20.000 Euro zu haben.
Die Bundesregierung kalkuliert, dass mit der Erneuerbare-Energien-Quote privaten Hausbesitzern in den nächsten Jahren zusätzliche Investitionskosten von jährlich insgesamt 9,2 Milliarden Euro entstehen werden. Das Geld ist aber gut angelegt: Über 18 Jahre betrachtet, sparen die Ökoanlagen gegenüber fossilen Heizungen aufgrund der prognostizierten Gas- und Ölpreise gut 11 Milliarden Euro ein, heißt es im Gesetzesentwurf.
Bei Nichtwohngebäuden wie Büro- oder Gewerbeimmobilien fällt die Rechnung der Bundesregierung noch deutlich besser aus: Investitionen von 2,7 Milliarden Euro stünden Einsparungen von 8,3 Milliarden Euro gegenüber.
Zuschüsse auch für Unternehmen
Nichtsdestoweniger stellen die Investitionssummen viele Immobilienbesitzer vor Herausforderungen. Der Bund hat deshalb ein Förderpaket geschnürt, das die Belastungen abfedern soll. Standardmäßig übernimmt der Staat 30 Prozent der Gesamtkosten. Dazu kommen verschiedene Boni, die den Förderanteil auf bis zu 50 Prozent steigern können.
Die Mittel dafür sollen aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) des Bundes kommen. Dieser Topf wird vor allem aus zwei Quellen gespeist: aus dem nationalen Brennstoffemissionshandel sowie aus dem Deutschland zustehenden Anteil der Einnahmen aus dem EU-Emissionshandel (EU ETS). Beide Systeme belegen den Ausstoß von CO₂ mit einem Preis. Ersteres gilt für den Straßenverkehr und die Wärmeversorgung, Letzteres für Kraftwerke und Industrieanlagen. Darüber hinaus flossen in den vergangenen Jahren auch Mittel aus dem Bundeshaushalt in den Fonds.
Steuerzahler sollen nicht belastet werden.
Das Bundesfinanzministerium rechnet damit, dass von 2023 bis 2026 insgesamt 178 Milliarden Euro aus dem KTF zur Verfügung stehen. Davon fließt jedoch nur ein kleiner Teil in die Erneuerbare-Energien-Heizungen. Denn aus dem Topf werden unter anderem auch die Förderung von Elektromobilität und energetischen Sanierungen, Subventionen für den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft sowie die früher im Strompreis enthaltene EEG-Umlage finanziert.
Anders als in den vergangenen Jahren will die Bundesregierung den Fonds künftig nicht mit Steuermitteln auffüllen; die Maßnahmen sollen allein aus den Einnahmen der beiden Emissionshandelssysteme bezahlt werden. Allerdings enthält die Rechnung einige unbekannte Variablen. So lassen sich sowohl die Erlöse aus der CO₂-Bepreisung als auch der Förderbedarf nur mit begrenzter Verlässlichkeit prognostizieren. Es ist also nicht auszuschließen, dass die Steuerzahler künftig doch Lücken im KTF schließen müssen – oder aber, dass Förderprogramme gekürzt werden.
KTF-Mittel stammen vor allem aus der Wirtschaft.
Unternehmen können die Fördermittel für Erneuerbare-Energien-Heizungen genauso in Anspruch nehmen wie private Hausbesitzer. Indem der Bund das Programm allein über den KTF finanzieren will, möchte er verhindern, dass sie dadurch an anderer Stelle finanziell belastet werden.
Wobei zur ganzen Wahrheit aber auch gehört, dass die Mittel aus dem Fonds letztlich ohnehin vor allem aus der Wirtschaft stammen: Am EU-Zertifikatehandel müssen allein Unternehmen teilnehmen. Auch beim nationalen Brennstoffemissionshandel schultern Betriebe einen Teil der Last.