31.10.2024
Woran Deutschlands Wirtschaft krankt
Deutschlands Wirtschaftsschwäche ist Ausdruck eines grundlegenden Strukturwandels. Die LBBW Research Studie beleuchtet die Gründe.
In aller Kürze
- Deutschlands Wirtschaftsschwäche ist Ausdruck eines grundlegenden Strukturwandels
- Belastend wirken Einflüsse von außen wie die Deglobalisierung, aber auch vielfältiger hausgemachter Ballast
- Während wir externe Faktoren nur abfedern können, müssen wir Missstände wie überbordende Bürokratie oder den erheblichen Investitionsstau in der Infrastruktur zügig angehen
- Deglobalisierung setzt der deutschen Wirtschaft aktuell am meisten zu. Demografie wird sie künftig zunehmend schwächen
- Die Aufholjagd wird langwierig und mehr als die Dauer einer Legislaturperiode in Anspruch nehmen
Woran Deutschlands Wirtschaft krankt
„Ist Deutschland schon wieder der kranke Mann Europas?“ Spätestens seit dieser Titelzeile des britischen Economist vom August 2023 hat sich international herumgesprochen, dass die deutsche Wirtschaftslage nicht nur eine vorübergehende Schwächephase ist. Sondern vielmehr ein grundlegendes Problem, das von sich aus nicht mehr weggehen wird.
Nicht, dass das nicht auch schon deutsche Ökonomen zuvor so analysiert hätten. Aber aus ausländischem Munde sind Wahrheiten manchmal treffender als von den Propheten im eigenen Land. Zumal solche Titelseiten auch einen gewissen Imageschaden dokumentieren. Seither hat sich der Gedanke, dass Deutschland an einer nachhaltigen Wirtschaftsschwäche leidet, verfestigt. Zumal die deutsche Wirtschaftsentwicklung in ihrem Wellblechmodus die Diagnose Quartal für Quartal bestätigt.
Gründe der deutschen Wirtschaftsschwäche
Es mangelt nicht an Analysen der Gründe. Viel und schon länger ist davon die Rede, dass man der überbordenden Bürokratie den Kampf ansagen müsste. Dass die Zeit des scheinbar mühelosen Exportwachstums vorbei ist. Dass der Fachkräftemangel erste Spuren hinterlässt und Zuwanderung dringend den zunehmenden Schwund der heimischen Erwerbsbevölkerung ausgleichen müsste. Und aus seinem täglichen Leben kann jede und jeder von Erfahrungen mit der immer löchrigeren Infrastruktur des Landes berichten – sei es von ständig abbrechenden Mobilfunkverbindungen aus der stets verspäteten Bahn oder vom Besuch im Einwohnermeldeamt.
Ganz zu schweigen von den – umfangreichen und kostspieligen – Notwendigkeiten, die sich aus der Transformation der Wirtschaft und aus disruptiven Veränderungen ergeben.
Die goldenen Zeiten sind vorbei
Seit zwei Jahren dümpelt die deutsche Wirtschaft nun schon vor sich hin. Sie pendelt von einem Quartal mit minimalem Wachstum zu einem Quartal mit kleiner Schrumpfung und zurück zu leichter Expansion.
Im Ergebnis lässt sich maximal von Stagnation sprechen. Das ist ungewöhnlich, wie ein Blick auf die historischen Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zeigt, setzt aber gewissermaßen die tendenzielle Abflachung der vergangenen Jahre fort.
Das deutsche Wirtschaftswachstum hat im Verlauf der Jahrzehnte an Dynamik eingebüßt, wie aus der Grafik ersichtlich wird. Zu Zeiten des Wirtschaftswunders betrug das durchschnittliche BIP-Wachstum 1951 bis 1960 noch stattliche 8,2%. Seither ging das durchschnittliche Wachstum über 10 Jahre Schritt für Schritt zurück und betrug zuletzt nur noch ca. 1%.
Wachstum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr (in %), gleitende 10-Jahresdurchschnitte
Doch obwohl all das bekannt ist, kann sich Deutschland offenbar schwer aus dem aktuellen Status lösen. Woran liegt diese Lähmung? Wie schlimm ist die Situation eigentlich? Und welche Problemfelder wirken sich wie aus? Gibt es schnell zu gewinnende Schlachten, die es zügig anzugehen gilt?
Die neueste Studie des LBBW Research untersucht genau diese Fragen. Sie betrachtet die wirtschaftliche Lage Deutschlands aus verschiedenen Perspektiven, geht den grundlegenden Problemen auf den Grund und setzt die Erkenntnisse in den internationalen Vergleich.
Komplette Studie als PDF Download