Und so tagen sie wieder. Wie immer um diese Jahreszeit, in der wir hier in Deutschland eher weniger an den Klimawandel denken und so mancher sich bei nasskaltem Wetter noch eilig um einen Termin für das Aufziehen der Winterreifen bemüht.
Aber Wetter ist nicht gleich Klima. Letzteres wartete auch 2024 mit dramatischen Rekorden auf. Wieder einmal wird es das wärmste Jahr sein, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. Katastrophale Überschwemmungen, Dürren, Waldbrände und eine extreme tropische Sturmsaison haben dieses Jahr wie kaum ein anderes geprägt. Im ersten Halbjahr lagen die durch Naturkatastrophen ausgelösten Versicherungsschäden 70 % über dem Zehnjahresdurchschnitt.
Das 1,5 Grad-Ziel ist bereits gerissen
Auch die Emission klimaschädlicher Treibhausgase wird 2024 wieder neue Rekorde brechen. Zugleich überschreitet die Erderwärmung aller Voraussicht nach erstmals das 1,5-Grad Ziel, auf das sich die Weltgemeinschaft erst vor fast zehn Jahren in Paris geeinigt hatte. Die Latte ist gerissen, und zunehmend scheint selbst das 2-Grad Ziel unerreichbar – wenn sich nichts grundlegend ändert. Die Wahl eines Klimaleugners zum Präsidenten des Landes mit den weltweit zweithöchsten Emissionen zeigt, dass sich tatsächlich etwas ändern könnte – aber in die falsche Richtung. Der Handlungsdruck steigt in dem Ausmaß, in dem die Unterstützung für die Klimawende abnimmt.
Klimapolitik ist schädlich für Wirtschaft und Wohlstand!
"Stimme eher zu/Stimme voll und ganz zu" kombiniert in %
Dass ausgerechnet Aserbaidschan der Gastgeber und somit Zeremonienmeister der diesjährigen Klimakonferenz ist, verhieß von vorneherein nichts Gutes. Aserbaidschans Sozialprodukt besteht abhängig von den Preisen bis zu 50 % aus Förderung und Export von Öl und Gas. Da wird wahrhaftig der Bock zum Gärtner gemacht. Wie auch schon vor einem Jahr bei der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und wie über so vielem zurzeit, so schwebt auch über Baku der Geist Donald Trumps. Wenn die Delegierten heute Abend ihre Koffer packen,heißt es womöglich einmal mehr: „Außer Spesen (und Emissionen) nichts gewesen“. Ein fein gedrechseltes Communiqué für die Schublade wird wohl das einzige Ergebnis von Baku bleiben.
Klimainvestitionen in Entwicklungsländern finanzieren
Diese Tatenlosigkeit und Stagnation, auch im Ambitionsniveau, kann sich die Weltgemeinschaft nicht leisten. Lassen Sie uns in Erinnerung rufen: Wir müssen nicht das Klima schützen. Wir müssen die Menschen vor den Folgen des Klimawandels schützen. Dem Klima ist es nämlich völlig gleichgültig, wie warm oder kalt es ist, es wird uns allemal überleben.
Eines der Ziele von Baku war, Emissionsreduzierung und Klimaanpassung im sogenannten globalen Süden zu finanzieren. Das ist wichtig, weil die Treibhausgasemissionen der armen Staaten schnell ansteigen. Noch im Jahr 2000 entfielen auf die afrikanischen Länder südlich der Sahara und auf Südasien zusammen 22 % der Emissionen der OECD-Länder. Dieser Anteil ist auf fast 50 % gestiegen, und er wird sich beim derzeitigen Trend in den frühen 2040er Jahren verdoppelt haben. Das hohe Bevölkerungswachstum in den ärmeren Ländern wird dafür sorgen. In der nördlichen gemäßigten Hemisphäre sind wir übrigens überproportional vom Temperaturanstieg betroffen. Deshalb wäre eine belastbare Finanzierungszusage auch im eigenen Interesse wünschenswert gewesen. Und ökonomisch effizient. Denn Emissionsvermeidung ist in ärmeren Ländern häufig günstiger als bei uns. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr. Dann kehrt die COP nach Hause zurück: Nach Rio de Janeiro, wo 1992 alles begann. Das ist hoffentlich ein gutes Omen. Trotz Trump.
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