20.09.2024

Wir müssen Migranten besser integrieren

In der Schule und am Arbeitsmarkt gibt es großen Nachholbedarf.

Kein Thema wird in Deutschland so leidenschaftlich diskutiert wie Zuwanderung. Durch dieses Prisma sind auch die Ergebnisse der jüngsten Landtagswahlen in Ostdeutschland zu betrachten. Sowohl die AfD, als auch das BSW reüssieren damit, Ängste vor kulturellem Identitätsverlust zu schüren und vertreten eine Zugbrückehoch-Politik. Mit Staunen betrachte ich, wie der bisher fruchtlose Versuch der etablierten Parteien verläuft, sachorientiert miteinander zu sprechen. Ich werde den Eindruck nicht los, dass nicht auf allen Seiten das Interesse an Lösungen dominiert, sondern daran, das Problem bis zur Bundestagswahl weiter zu köcheln. Wie man glauben kann, damit den Aufstieg populistischer Parteien einzudämmen, ist mir ein Rätsel.

Gesellschaftliche Einbindung glückt häufig nicht

Aber darum soll es hier gar nicht gehen. Was mich besorgt und worüber viel weniger gesprochen wird, sind die Defizite bei der gesellschaftlichen Integration der ausländischen Staatsbürger, die bereits bei uns sind. Sowohl bei der Einbindung in den Arbeitsmarkt, als auch im schulischen Bereich können wir von unseren Nachbarländern da noch einiges abschauen.

Viele könnten arbeiten, dürfen aber nicht

Insbesondere zu Beginn des Aufenthalts beeinträchtigen verschiedene institutionelle Hürden wie Asylverfahren, Beschäftigungsverbote und Wohnsitzauflagen die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Häufig erkennen Behörden und Kammern ausländische Berufsabschlüsse nicht an: Von nach Deutschland Geflüchteten mit Hochschulabschluss gehen lediglich 30 % einer Tätigkeit nach, die ihren Qualifikationen entspricht. Von den ukrainischen Geflüchteten im arbeitsfähigen Alter waren in Deutschland Ende 2023 nur gut 25 % berufstätig. Für die Niederlande, Dänemark oder Polen werden Werte um die 40 % berichtet, für Großbritannien sogar rund 55 %.

Dabei sind ukrainische Flüchtlinge oft überdurchschnittlich gut gebildet. Trotzdem gelang es 2023 mehr als der Hälfte der ukrainischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht, erfolgreich Integrationskurse abzuschließen. Sprachbarrieren bleiben das größte Hindernis. Der Bundesrechnungshof nennt die Ergebnisse zurecht „ernüchternd“. Schon für die von 2015 bis 2019 nach Deutschland Geflüchteten hat sich Sprachförderung als zentrale Stellschraube erwiesen. Acht Jahre nach Ankunft liegt die Beschäftigungsquote dennoch bei nur zwei Dritteln.

Erwerbstätigenquote Geflüchteter nach Aufenthaltsdauer (Jahre)

Anteile an den Personen im erwerbsfähigen Alter (18 bis 64 Jahre) in Prozent

Kinder von Einwanderern halten in der Schule nicht mit

Mangelnde Deutschkenntnisse führen offenbar auch dazu, dass Kinder mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland im internationalen Vergleich besonders schwache Leistungen erbringen. Und der Trend ist seit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 klar negativ. Bei der Bildung anzusetzen und den Schwächsten eine Starthilfe zu geben, zahlt sich aller Erfahrung nach über Jahrzehnte hinweg aus. Für beide Seiten!

Punktzahl im PISA-Mathematiktest 2022

OECD-Durchschnitt für eingewanderte Kinder: 435

Was sich jetzt ändern muss

Die wenig zufriedenstellende Integration ist nicht nur wirtschaftlich schädlich, denn Bedarf an Arbeitskräften gibt es ja genug. Sie wirkt sich auch verheerend auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt aus, wie die jüngsten Wahlergebnisse zeigen. Es ist in unserem ureigensten Interesse, die Integration derer, die hier sind und voraussichtlich auch bleiben werden, zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. Dazu bedarf es eines raschen Abbaus bürokratischer Hindernisse und mehr Integrationsangebote. Ja, das wird auch Steuergeld kosten. Aber eine gescheiterte Integration ist finanziell und gesellschaftlich allemal teurer.

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