25.10.2024
Das Kinderstartgeld ist eine großartige Idee!
Rendite und Finanzbildung: gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Kürzlich kam der Sachverständigenrat, im Volksmund: „die Fünf Wirtschaftsweisen“, mit einer richtig guten Idee um die Ecke: dem Kinderstartgeld. Worum geht’s? Der Staat soll jedem Kind bei Erreichen des 6. Lebensjahres monatlich 10 Euro schenken. Aber natürlich nicht, um sich davon Minecraft-Karten oder animierte Barbie-Pferde zu kaufen! Nein, das Geld soll langfristig auf dem Kapitalmarkt angelegt werden, und zwar in einem breit aufgesetzten Aktienfonds. Dieser Fonds steht den dann jungen Erwachsenen bei Volljährigkeit zur Verfügung.
Die Vorteile liegen auf der Hand
Nächste Woche, am 30. Oktober, ist der 100. Weltspartag. Er soll wie jedes Jahr auch Kinder und Jugendliche zum Sparen animieren. Meist landet das mühselig Ersparte des Nachwuchses dann auf Sparbüchern mit Zinsen nahe Null.
Da sind Kinder übrigens nicht anders als ihre Eltern, denn die Deutschen sparen zwar wie die Weltmeister, aber sie sparen falsch. Weil sie auf Anlageformen setzen, die wenig abwerfen. Insbesondere fremdeln die Deutschen nach wie vor mit Aktien. Die Angst vor Kursverlusten steht im Vordergrund, die viel wahrscheinlicheren Renditechancen verblassen meist dagegen. Deshalb wachsen die Vermögen in Deutschland trotz hoher Sparquote so langsam. Und sie sind extrem ungleich verteilt: Die untere Hälfte der Bevölkerung hält nur 2 % der Vermögen.
Mit dem Kinderstartgeld lernen nicht nur Kids unmittelbar, wie Vermögensaufbau geht, sondern auch deren Eltern. Das ist Finanzbildung pur, effektiver als alle bisherigen Bemühungen. Mit Mephistopheles‘ Worten: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum“.
Ein Beitrag zur gerechteren Verteilung der Vermögen
Das Kinderstartgeld ist auch der aktuell diskutierten Aktienrente überlegen, weil Bürgerinnen und Bürger von klein auf direkt und persönlich Kapitalmarkterfahrung sammeln können. Denn der Kapitalmarkt darf kein Privileg weniger Gutsituierter sein, sondern muss allen seine Chancen bieten. Und selbst wenn es mal ein, zwei schlechte Börsenjahre gibt (das kommt vor!), wird der lange Anlagezeitraum das abfedern. Das Kinderstartgeld trägt dazu bei, die frappierende Vermögensungleichheit abzumildern. Und es zeigt jungen Menschen, wie wirkungsvoll sie für ihr eigenes, gefühlt noch unendlich weit entferntes Alter sparen können. Denn angesichts des demografischen Niedergangs Deutschlands ist eine zum Sozialversicherungssystem komplementäre Eigenvorsorge wichtiger denn je.
Nur etwas großzügiger bitte!
Ich hoffe, dass das politische Berlin den Vorschlag der Wirtschaftsweisen umsetzt. Und dass die Politiker mutiger sind als die Sachverständigen. Denn die vorgeschlagenen 10 Euro pro Monat erscheinen mir zu homöopathisch dosiert, um die gewünschte Wirkung zu entfalten. Mit 20 Euro monatlich (weniger als ein Zehntel des monatlichen Kindergeldes), kämen bis zur Volljährigkeit erkleckliche Summen zusammen. Bei einer konservativen Rendite von 5 % pro Jahr könnten sich die jungen Leute zur Volljährigkeit über 4000 Euro freuen. Die historisch typische Rendite für den MSCI World liegt eher bei 10 %. Dann kämen fast 6000 Euro zusammen. Dafür kann man sogar ein, zwei Mal durch die Führerscheinprüfung fallen! Landete das Geld stattdessen auf einem Sparbuch, käme am Ende kaum genug für ein ordentliches Fahrrad zusammen. Bei etwa 9,5 Millionen Kindern im Alter zwischen 6 und 18 Jahren würde das den Staat jährlich etwa 2,3 Milliarden kosten. Nicht wenig, aber deutlicher weniger als die 12 Milliarden Euro der Aktienrente und zudem hervorragend investiertes Geld.
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