Seit zwei Jahren dümpelt die deutsche Wirtschaft nun schon vor sich hin. Sie pendelt von einem Quartal mit minimalem Wachstum zu einem Quartal mit kleiner Schrumpfung und zurück zu leichter Expansion. Und so fort. Ich nenne das „Wellblechökonomie“: Denn zwar geht’s wie bei Wellen regelmäßig auf und ab, aber eigentlich liegt unsere Wirtschaft platt am Boden.
Bis vor kurzem ist der Arbeitsmarkt von der Stagnation verschont geblieben. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der Wind auch dort dreht. So hatte ich es im ersten Klartext des Jahres prognostiziert: „Die Unternehmen werden zunehmend Arbeitskräfte „enthorten“, und die öffentliche Hand wird sich im Angesicht klammer Schuldenbremsen-Kassen mit dem Aufbau von Stellen ebenfalls zurückhalten müssen. Die Bremsspuren der Stagnation erreichen langsam den Arbeitsmarkt.“ Genau so ist es gekommen.
Der Arbeitsmarkt beginnt zu schwächeln
Im Juli betrug die Anzahl der Erwerbslosen in Deutschland 1,65 Millionen, ein Plus von mehr als 300.000 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zugleich ist die Anzahl freier Stellen seit zwei Jahren um insgesamt ein Fünftel gesunken.
Immer häufiger kündigen auch etablierte Firmen an, in großem Stil zum bereits vergessen geglaubten Mittel der Stellenstreichung zu greifen. Zugleich steigen die Unternehmensinsolvenzen – zuletzt auf den höchsten Monatswert seit zehn Jahren.
Wenn Unternehmen Teile ihrer Belegschaft freisetzen, geschieht das allzu häufig über vermeintlich bequeme Maßnahmen wie Vorruhestand oder Altersteilzeit. Das erscheint als Win-Win Lösung, denn die Arbeitnehmer/innen nehmen in der Regel ja freiwillig an solchen Maßnahmen teil. Zugleich können sich die Unternehmen gezielt älterer, teurer Mitarbeiter entledigen und das Risiko von Kündigungsschutzklagen vermeiden. Aber die Wirtschaft insgesamt verliert. Denn bisweilen nehmen Angestellte solche Angebote schon mit dem zarten Alter von 55 Jahren an. Damit werden sie effektiv für den gesamten Arbeitsmarkt stillgelegt, und es fallen bis zu sechs Arbeitsjahre weg, die ein anderes Unternehmen noch gut hätte brauchen können.
Zugleich herrscht noch immer Arbeitskräfteknappheit
Während immer mehr Unternehmen konjunkturbedingt weniger Arbeitskräfte benötigen, suchen andere noch immer händeringend Mitarbeiter. Zwar hat der Arbeitskräfteknappheitsindex zuletzt etwas nachgegeben, verharrt aber noch immer auf einem relativ hohen Niveau. Dass in manchen Branchen und Unternehmen Stellen wegfallen, während sie anderswo entstehen, gehört zum normalen Auf und Ab einer Marktwirtschaft im Strukturwandel. Es ist hingegen (noch) nicht normal, dass die Erwerbsbevölkerung in Deutschland aufgrund einer rasch alternden Gesellschaft immer schneller schrumpfen wird. Die Demografie ist die größte Bremse für Deutschlands Wirtschaftsentwicklung.
Keine Subventionierung für die Stilllegung von Fachkräften
Dass anderswo dringend benötigte Fachkräfte in den vorzeitigen Ruhestand geschickt werden, ist vor diesem Hintergrund eigentlich unvertretbar. Vollkommen abwegig ist es sogar, dass der Staat diese Stilllegung effektiv subventioniert, indem er bei Zuschlägen im Rahmen der Altersteilzeit auf Steuern und Sozialabgaben verzichtet. Solche Regelungen sind völlig aus der Zeit gefallen. Sie verknappen Arbeitskraft mehr als notwendig und damit auch Deutschlands Wachstumspotenzial. Hier sollte die Ampel schnellstmöglich den Rotstift ansetzen!
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