19.09.2024

Die wirtschaftliche Realität in Ostdeutschland

Research Studie

Die fünf ostdeutschen Länder haben ökonomisch zwar noch nicht ganz zum Westen aufgeholt, aber die Entwicklung dort ist dynamischer.

  • Das AfD-Grundsatzprogramm läuft den Interessen vieler ihrer Wähler und der Wirtschaft insgesamt zuwider.
  • Das gilt nicht zuletzt angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels besonders im Osten.

Wirtschaftliche Entwicklung

Neben der AfD hat auch das relativ junge, links-autoritäre Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei den jüngsten Landtagswahlen viele Stimmen gewonnen: In Sachsen kam die erst im Januar 2024 gegründete Partei mit bislang nur wenigen hundert Mitgliedern aus dem Stand auf fast 12 Prozent, in Thüringen sogar auf nahezu 16 Prozent. Gemeinsam erreichten die beiden Parteien an den Rändern des politischen Spektrums also fast die Hälfte der Stimmen. Häufig gilt ihre Beliebtheit als direkte Folge wirtschaftlicher Unzufriedenheit. Eine solche Sichtweise verkennt jedoch zum einen die tatsächliche wirtschaftliche Lage in den östlichen Bundesländern. Zum anderen verkürzt sie die komplexen Gründe, die hinter den Wahlentscheidungen stehen.

Zunächst einmal: Die Menschen in Sachsen, Thüringen oder auch Brandenburg, wo am Wochenende die nächste Landtagswahl ansteht und die Prognosen ähnlich aussehen, sind nicht wirtschaftlich abgehängt. Die je nach Schätzung bis zu 2 Billionen Euro, die in den Aufbau Ost investiert wurden, haben Wirkung gezeigt. Wenn wir auf die Entwicklung in Ost und West in den vergangenen 20 Jahren schauen, stellen wir fest: Das Wachstum ist ungefähr gleich, im Osten zuletzt sogar leicht höher.

Gründe für den Erfolg der AfD

Allerdings fühlen sich viele Bürgerinnen und Bürger Ostdeutschlands nicht adäquat repräsentiert oder gehört. Dieses Gefühl der Vernachlässigung hat tiefgreifende Wurzeln und hat sich durch Ereignisse wie die Corona-Pandemie noch verstärkt, auf die die Regierung mit Gegenmaßnahmen reagierte, die viele Menschen als übergriffig wahrgenommen haben. Die historische Erfahrung der Überwachung durch den Staat in der DDR-Zeit trägt dazu bei,