13.12.2024
Lithium: Prognose 2025 und Preisentwicklung
Alle Infos zur Preisentwicklung von Lithium. Lesen Sie hier die Prognosen unserer Experten für 2025.
Wie entwickelt sich der Lithiumpreis 2024?
Lithium zählt zu den kritischen Rohstoffen. Das leichteste Metall der Erde ist vor allem für die Produktion von Batterien oder Stromspeichern und andere Anwendungen im Bereich der erneuerbaren Energien bedeutsam. Nach Schätzungen des United States Geological Survey dienten 2023 insgesamt 87 % des weltweit produzierten Lithiums zur Akkuherstellung. Die Anzahl der Lieferländer weltweit ist begrenzt, obwohl Lithium relativ häufig, wenn auch in niedrigen Konzentrationen vorkommt: 2023 stammten fast drei Viertel des nach Deutschland importierten Lithiumcarbonats aus Chile (47 %) und China (24 %). Weltweit ist Australien das größte Förderland, es folgen Chile und China.
Lithium erlebte in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom. Zwischen 2017 und 2022 ist der Lithiummarkt um den Faktor 6,7 auf deutlich über 60 Mrd. USD gewachsen (IEA), während sich die gehandelte Menge „nur“ verdreifachte. Daran versuchen derzeit viele Staaten weltweit zu partizipieren, indem sie ihre Lithiumvorkommen erschließen und das Metall möglichst vor dem Export selbst weiterverarbeiten, um die Wertschöpfung im eigenen Land zu halten. Auch Industriestaaten bemühen sich um die Sicherung ihres Bedarfs. So stellt Deutschland 1,1 Mrd. EUR Fördermittel zur Verfügung, um den deutschen Zugang zu kritischen Rohstoffen zu verbessern. Hoffnung darauf macht sich die australisch-deutsche Vulcan Energy. Das Unternehmen erschließt Lithiumvorkommen im Oberrheingraben in bis zu drei Kilometern Tiefe. Seit April extrahiert es Lithiumchlorid aus Thermalwasser. Anfang November 2024 verarbeitete Vulcan erstmals das Lithiumchlorid zu Lithiumhydroxid in einer eigenen Elektrolyse-Anlage im Industriepark Höchst in Frankfurt. Ab 2026 will Vulcan jährlich rund 24.000 t Lithiumhydroxid klimaneutral herstellen, was für die Batterien von etwa 500.000 Elektrofahrzeugen ausreicht. Deutsche Automobilhersteller produzieren derzeit rund 380.000 Fahrzeuge im Monat. Vulcan ist an der ASX in Sydney und mehreren deutschen Börsen notiert. Ein weiteres deutsches Lithiumvorkommen im Erzgebirge will das niederländische Rohstoffunternehmen AMG erschließen und abbauen. AMG hat kürzlich in Bitterfeld Europas erste Lithiumraffinerie eingeweiht.
Auch die EU-Kommission arbeitet an einer Diversifizierung der Lieferländer. Mithilfe des Critical Raw Material Act will sie erreichen, dass bis 2030 10 % des jährlichen Bedarfs an strategisch wichtigen Rohstoffen aus Europa kommt. Dass das nicht ganz einfach wird, zeigt das Beispiel Serbien: Im dortigen Jadar-Tal will der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto untertage Lithium abbauen. Auch China hatte Interesse signalisiert. Die EU hat im Juli ein Ab-kommen mit Serbien über den Abbau geschlossen. Die jährliche Kapazität würde laut serbischen Medien für 17 % der E-Auto-Produktion Europas reichen. Auch eine Batteriefabrik soll im Land entstehen. Doch gegen die größte Direktinvestition in der Geschichte Serbiens gibt es massive Proteste. Die Bevölkerung befürchtet Enteignungen und Umweltschäden. Lithiumabbau ist beispielsweise mit hohem Wasserverbrauch verbunden. 2022 hatte die serbische Regierung – im Vorfeld von Wahlen und nach Massenprotesten – das Projekt auf Eis gelegt. Kürzlich hat das serbische Verfassungsgericht diesen Stopp aber aufgehoben, und auch die Regierung unterstützt den Abbau wieder.
Neben der Erschließung von Vorkommen weltweit und dem Bau neuer Weiterverarbeitungskapazitäten fließen auch Gelder in Alternativen zum Lithiumabbau: So arbeiten laut der IEA zahlreiche Unternehmen unter anderem in China, Europa und den USA daran, das Recycling von Lithium zu verbessern. Wobei maßgebliche Mengen unbrauchbarer Batterien erst ab 2030 verfügbar sein dürften. Zugleich suchen Forscher – auch der deutschen Fraunhofer Gesellschaft – nach alternativen Materialien, um nicht nur die Kapazität und Leistung von Akkus zu verbessern, sondern auch deren Rohstoffbasis zu verbreitern.
Lithiumpreise auf Achterbahnfahrt
Anders als bei Basismetallen werden Batteriemetalle wie Lithium und Kobalt traditionell auf der Grundlage bilateraler mehrjähriger Verträge gehandelt, mit sehr begrenzter Aktivität an den Börsen in London, Chicago und Schanghai. „Das unterstreicht das erhebliche Potenzial zur Steigerung der Marktliquidität sowie die Notwendigkeit, die Markttransparenz zu verbessern, während der Sektor weiterwächst“, schreibt die IEA in ihrem Bericht zu kritischen Rohstoffen 2023. Der Rohstoff selbst ist mithin ein komplexes Anlageobjekt, zumal etliche Lithium-Chemikalien mit teils regional unterschiedlichen Preisen gehandelt werden. Wenige Lithium-ETFs beziehen sich auf Aktien, die (auch) in die Förderung oder Raffinierung von Lithium involviert sind.
Wie entwickelt sich der Lithiumpreis 2025?
Von den Höchstpreisen des Jahres 2022 ist Lithium derzeit weit entfernt. 2023 und 2024 waren durch ein gebremstes Wachstum beim Absatz von E-Fahrzeugen, eine schwache Konjunktur in einigen großen Volkswirtschaften und durch Überkapazitäten auf dem Lithiummarkt geprägt, die aufgrund der großen Nachfrage und hohen Preise entstanden waren. Mehrere Förderer berichten derzeit von Kostensenkungsmaßnahmen und gedrosselter Produktion. Da gleichzeitig aber neue Akteure auf den Markt kommen, dürfte das Überangebot vorerst bestehen bleiben und auch 2025 keine massive Veränderung eintreten. Weil aber auf lange Sicht für die Umsetzung der Energiewende erhebliche Mengen Lithium nötig sind, ist langfristig mit einer Trendwende zu rechnen. McKinsey schätzt in einer aktuellen Studie, dass Gewinnung und Raffinierung etlicher kritischer Rohstoffe, darunter auch Lithium, nicht mit der Nachfrageentwicklung der kommenden Jahre mithalten wird. Ähnliches prognostiziert auch die IEA. Kurzfristig aber dürften Rückschläge für die Transformation, wie sie sich etwa durch die Präsidentschaft von Do-nald Trump in den USA abzeichnen, auch zu vorübergehenden Rückschlägen beim Lithiumpreis führen.
Rohstoffe 2025: Unsicherheit an vielen Märkten
Wie entwickeln sich die Rohstoffmärkte? Und wie der Preis von Emissionsrechten? Die Analysten des LBBW Research gucken genau hin. Lesen Sie jetzt die neue Quartalsstudie "Commodities Quarterly" zu Energie, Metallen, CO2-Preisen & mehr:
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